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  Ramakien - Ramayana
 





 

Szene aud dem thailändischen Ramakien

 
THAILAND

Das Ramakien 


In Indien gibt es zwei berühmte große Epen, das Mahabharata und das Ramayana. Das Ramayana, woher sich das thailändische Ramakien ableitet, ist im Umfang kleiner als das Mahabharata, aber immer noch gewaltig: Es umfasst, in der Originalversion, rund 24.000 Doppelverse, die sich auf sieben Bücher verteilen. Im Ramayana (Ramas Lebenslauf oder Ramas Taten) geht es um die Kämpfe des göttlichen Helden Rama mit dem Dämonenkönig Ravana zur Befreiung der von diesem geraubten und gefangen gehaltenen Sita, der Gattin Ramas. Das Ramayana ist im Grunde eine erzählende Dichtung von Liebe und Treue des unbescholtenen Gottkönigs Rama, der von seinem Vater Dacaratha, dem König der legendären Stadt Ayodhya, schuldlos verbannt wird. Das niedergeschriebene Ramayana soll etwa um die Zeit Christi Geburt in Indien entstanden sein. Verfasst wurde es von dem Weisen Valmiki, der auch als einer der ältesten Kunstdichter Indiens verehrt wird. Bis heute hat das Ramayana in seinen vielen Fassungen das religiöse, kulturelle und geistige Leben vor allem Indiens und Südostasien beeinflusst. Der Ursprung des Ramayana soll bis etwa 3000 v. Chr. zurückreichen und wie das Mahabharata über das Leben und die Taten der altindischen Götter erzählen! Es gibt sogar Gelehrte, die fest davon überzeugt sind, und Veröffentlichungen über solche Hypothesen liegen schon lange vor.

 

Im Laufe der Jahrhunderte kam die Geschichte auch nach Südostasien. Somit hat auch das Königreich Thailand eine regionale Fassung, die seit dem 5. Jahrhundert bekannt ist. Die regionalen Darstellungen sind gegenüber der Originalfassung etwas abgewandelt und den lokalen Gegebenheiten und Denken angepasst worden. Rama wurde auch ein Titel späterer Könige Thailands. Auch der Name der einstigen Hauptstadt des alten Siams, Ayuthaya ist eine Gedankenverbindung zu der legendären indischen Stadt Ayodhya. Seit dieser Zeit wird das Ramakien von Schauspielern in Theatern gespielt. Es gibt immer noch den großen Vorbehalt, dass die thailändischen Ramakien-Theatervorstellungen dem unverständlich bleiben, der ihren Inhalt nicht kennt. Ebenso gibt es den gleichen Vorbehalt, dass die Gemäldefolge in der Wat-Phra-Keo-Galerie von denen nicht verstanden wird, die das Ramakien nicht kennen Da beides zusammen gehört, erscheinen nur einem eingeweihten Betrachter die unzähligen Bildszenen als lebendige Geschichte. Nur wer das Ramakien gelesen hat, dem erzählen die Bilder den Verlauf des Ramakien-Epos in seinem ganzen Reichtum. Deshalb werde ich Ihnen das Ramakien nun "öffnen".

 

Die Kurzübersicht

Als Rama von seinem Vater Dacaratha fortgejagt wird, begleiten ihn sein Bruder Laskhmana und seine schöne und treue Gattin Sita in die Verbannung. Sie teilen mit ihm das Leben eines Verbannten in den Wäldern. Doch eines Tages wird Sita vom Dämonenkönig von Lanka (Ceylon), Ravana, entführt. Der größte Teil des Ramayana schildert den Kampf Ramas und Ravanas um Sita, wobei Rama und Laskhmana vom Affenkönig und seinen Armeen unterstützt werden. Da die Belagerung von Lanka, wo Sita gefangen gehalten wird, keinen Erfolg hat, liefern sich die Gegner mit magischen, göttlichen und dämonischen Waffen schreckliche Schlachten. Rama bleibt am Ende siegreich, der Dämonenkönig stirbt und Rama schließt seine Sita in die Arme, und kehrt schließlich mit ihr als König nach Ayodhya zurück. Doch die Geschichte findet noch kein glückliches Ende, da Sita durch ihren Aufenthalt in Lanka ihre rituelle Reinheit verloren hat. Sie wird deshalb von Rama verstoßen und kehrt in den Schoß der Erde, aus dem sie einst hervorkam, zurück. Natürlich gibt es auch ein glückliches Ende. Soweit die Kurzfassung.

 


Szene aus dem Ramakien, Wat Phra Kaew, Bangkok

 

Der Einfluss des Ramakien in Thailand

Dieses Heldengedicht, das durch viele Nebenhandlungen und Abenteuer ergänzt wird, ist schon im alten Siam weit verbreitet und äußerst populär gewesen. Es ist nicht nur ein Heldengedicht sondern auch eine Liebesgeschichte, die seit frühester Zeit alle menschlichen Empfindungen und Leidenschaften ausdrückt, und Antworten auf moralische Probleme der Gesellschaft, dem sozialen Verhalten und vor allem des religiösen Lebens gibt. Dem Gläubigen, so die Überzeugung, soll sogar der Weg zur Erkenntnis gezeigt werden. Für die Menschen symbolisiert das Ramakien den Kampf zwischen Gut und Böse, wobei alle menschlichen Eigenschaften wie die Bequemlichkeit, die Leidenschaft, aber auch die Liebe, Treue und Aufopferung durch verschiedene Figuren dargestellt werden. Es ist zugleich Mythos, Geschichte und Folklore und hat seit vielen Generationen die moralischen, ethischen und religiösen Werte der Völker Indiens und Südostasiens beeinflusst. Es inspirierte zur Malerei, zu literarischen Werken, Skulpturen, klassischen Tänzen und Theaterstücken.

 

Das Ramakien in der Moderne

Auch in der Neuzeit hat das Ramakien in allen Volksschichten nichts von seiner Beliebtheit verloren. Es wird noch heute an Schulen, Universitäten und Theatern gelehrt, und in Filmen, Kinderbüchern, Cartoons und Zeitschriften nacherzählt. Es wurde ein Teil der thailändischen Folklore und Mythologie.

 

Die thailändische Fassung

Nach der Zerstörung Ayuthayas durch die Burmesen gingen alle früheren thailändischen Fassungen des Ramakien für immer verloren. Der größte Teil der königlichen Bibliotheken wurde ein Opfer der Flammen. Zum Glück pflegten die Thais auch die Tradition der mündlichen Überlieferung, so dass es noch einige Gelehrte gab, die das Ramakien nacherzählen konnten. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Bangkok, wurde die erste neue Ausgabe des Ramakien in der Regierungszeit von König Taksin angefangen. Eine komplett neue Version des Ramakien wurde jedoch erst in der Zeit von Rama I, im Jahr 1785 geschrieben, die heute noch, mit immerhin rund 52.000 Versen, als Glanzleistung der damaligen Zeit gilt. Dabei musste das indische Ramayana, die Bruchstücke von geretteten Ramakienversen und die mündlichen Überlieferungen der Gelehrten als Vorbild dienen. Der thailändische König wollte aber auch wieder eine regionale und insbesondere kürzere Version des Ramakien schaffen. So schrieb Rama I nicht nur selber viele der Verse neu, sondern änderte dabei auch die Namen, die Umgangsformen, die Bräuche, die Ortschaften, die Fauna und Flora des ursprünglichen Ramayana und passte sie der thailändischen Umgebung an! Da das Ramakien wieder als königliche Theateraufführung veranstaltet werden sollte, wurden auch alle Personen mit thailändischer Kleidung versehen und den thailändischen Gebräuchen angepasst. So endet auch das Ramakien, gegenüber dem Ramayana, mit der glücklichen Vereinigung von Rama und Sita. Auch wurden die Namen thailändisch. So wurde aus Rama (Phra Ram), aus Sita (Nang Sida), aus Dacaratha (Thotsarot), aus Laskhmana (Phra Lak), aus Indra (Phra Isuan), aus Vishnu (Phra Narai), aus Ravana (Thotsakan), aus Lanka (Longka). Und, damit auch alles genau zusammenpasste, wurde die ganze Geschichte in den Städten, Wäldern, Himmeln und Höllen des antiken Thailands verlegt.

 

Wer einmal eine Aufführung des Ramakien gesehen hat oder noch sehen möchte, oder wer die Geschichte des Ramakien schon gelesen hat oder noch lesen möchte, wird über die Vielzahl der Figuren anfangs etwas überwältigt sein. In einer Theateraufführung kann man die Figuren am besten durch die verschiedenen Kostüme und insbesondere durch ihre Gesichtsmasken auseinander halten. Wenn Sie sich wundern, warum die Masken bei akrobatischen Einlagen oder heftigen Bewegungen nicht herunterfallen, hier die Erklärung: Die Darsteller halten die Masken über einen Draht im Mund fest!

 

Die Hauptpersonen des Ramakien:

a) die Götter:

  • Phra Isuan, der höchste Gott, der auf dem Himmelsberg Krailat thront.
  • Phra Narai, Liebling von Phra Isuan und mächtigster Gott nach ihm.
  • Phra Int und Phra Phrom, weitere Götter.
  • Maliwarat, Gott der Gerechtigkeit

b) Vom Königshaus von Ayuthaya:

  • Phra Ram, ist der schöne Held der Geschichte. Er verkörpert das Gute und ist Beschützer der Schwachen und Unterdrückten, Sohn des Königs Thotsarot und als Thronerbe vierter König von Ayuthaya und Inkarnation des Gottes Phra Narai, von grüner Gesichtsfarbe
  • Nang Sida Nonglak, die schöne Gemahlin von Rama, verkörpert die Reinheit und die Treue zum Mann. Sie ist die von Thotsakan entführte Gemahlin, aber auch, Inkarnation Phra Laksamis, der Göttin des Glücks, auf der Erde als Tochter Thotsakans und Nang Monthos wiedergeboren.
  • Phra Lak ist der treue Halbbruder Phra Rams und Inkarnation des Schlangenherrschers Ananta Nakharat, von goldener Gesichtsfarbe.
  • Phra Phrot stellt den Pflichtbewußten dar und der zweite Halbbruder Phra Rams, die Inkarnation von Phra Narais Götterdiskus (göttliche Waffe), von roter Gesichtsfarbe (eigentlich stellt er eine Waffe dar, die personifiziert wurde).
  • Phra Satrut ist auch ein Halbbruder Phra Rams, Inkarnation von Phra Narais Götterkeule (auch eine göttliche Waffe, die personifiziert wurde) mit purpurner Gesichtsfarbe.
  • Thotsarot, auch "Herr der zehn Wagen" genannt, dritter König von Ayuthaya und der Vater Phra Rams, Phra Laks, Phra Phrots und Phra Satruts


 
 © Werner Dackweiler
Hanuman der Affenkönig
- Ramakien-Wandmalerei aus den Wandelgängen (Phra Rabieng)
des Wat Phra Kaeo, Bangkok -


c) Phra Rams Verbündete - die Guten:

  • Hanuman, der edle Affenkönig und Helfer Ramas. Er ist das Symbol für Treue und Selbstlosigkeit, aber auch Klugheit und Schlauheit. Im Ramakien nimmt er höheren Stellenwert ein als im Ramayana. Er ist ein unsterblicher Affe mit magischen Kräften, Sohn des Windgottes Phra Phai, mit diamantenem weißem Fell. Er ist der mächtigste Soldat Phra Rams. Er hat eine Affenmaske auf und ein helles Kostüm.
  • Phali Thirat, Der zum Affen verwandelte Sohn des Gottes Phra Int und der Onkel Hanumans, König von Khit Khin, der Affenhauptstadt, mit grünem Fell.
  • Sukhrip, ebenfalls zum Affen verwandelter Sohn des Sonnengottes Phra Athit, Halbbruder von Phali Thirat und ebenfalls Onkel Hanumans, Vizekönig und nach Phalis Tod König von Khit Khin, mit rotem Fell.
  • Ongkhot, der mächtige Affenfürst, Sohn von Phali Thirat und Nang Monthos.
  • Phipek, der heilende Baum und Dämon zugleich. Er ist der Halbbruder Thotsakans, ein großer Seher und die Inkarnation des Halbgottes Wesu Yan.
  • Maha Chomphu, der große rote Affe, Affenkönig von Chomphu.

© Königliches Theater Sala Chalermkrung, Bangkok

d) Longkas Dämonen und Verbündete - die Bösen:

  • Thotsakan, der zehnköpfige Dämonenkönig von Longka, Inkarnation des Himmelsdämonen Nongthok, Hauptgegner Phra Rams, mit goldgrüner Dämonenmaske.
  • Nang Montho Thewi, die göttliche Froschdame, die Gemahlin von Thotsakan und Königin von Longka.
  • Inthorachit, mächtiger Dämon, der Sieger über Phra Int, Sohn Thotsakans, mit grüner Dämonenmaske.
  • Kumphakan, Dämon mit großen Kräften und Halbbruder Thotsakans.
  • Maiyarap, der dämonische Esel, König der Unterwelt Badan, Sohn von Maha Yom Yak, dem großen Todesdämon. 

Glossar:

  • Phra: heilig, Beiwort für Götter, Göttliches und auch Menschen.
  • Nang: die Dame, Vorsilbe bei Frauennamen.
  • Yak: der Dämon, Beiwort von Dämonennamen.
  • Inkarnation: Menschwerdung.
  • Weda: wedische Bücher, Veda, altes religiöses Schrifttum der Inder, ca. 1200 v. Chr. entstanden. Die Weda besteht aus 4 Samhitas, eine Sammlung von Liedern und Sprüchen.

Die Rig-Weda (Götterhymnen), Sama-Weda (Opfergesänge) Jadschur-Weda (Opfersprüche) Athar-Weda (Zauberlieder).

 

Das Ramakien (die Geschichte)

 

Vorwort

Natürlich ist es schwer, ein siebenbändiges Werk so gekürzt wiederzugeben, dass trotzdem am Ende eine verständliche Kurzfassung daraus wird. Ich brauchte ein Jahr Vorbereitungszeit, um meine Beobachtungen (Theater) und Kenntnisse (Literatur) über das Ramakien in diese Inhaltsangabe einzubringen. Dabei sollte man sich nicht von der Schreibweise der Orts- und Personennamen irritieren, die durchaus, je nach Übersetzung, auch in abgewandelter Form vorkommen können. Ich denke aber, daß es recht gut gelungen ist.

 

Vor sehr langer Zeit begann eine verheerende Auseinandersetzung am Hof des Herrn der Welten, Phra Isuans, des höchsten Gottes, dessen Palast sich in großer, leuchtender Herrlichkeit auf dem Himmelsberg Krailat erhob. Der heftige Streit nahm kein Ende, und schließlich wütete beleidigt der Himmelsdämon Nonthok unter den Göttern, Engeln und Himmelsjungfrauen, sosehr, daß sich Phra Isuan gezwungen sah, seinen treuen und mutigen Mitstreiter, Phra Narai, zu rufen, um den Dämon in seinem Zorn zu bändigen. Da sich Nonthok ungerecht behandelt fühlte, wurde beschlossen, auf der Erde einen Zweikampf zu veranstalten. Der Himmelsdämon Nonthok und Phra Narai sollten zu diesem Zweck als Prinzen an den Königshöfen der Menschen und der Dämonen wiedergeboren werden. Und so wurde aus Nonthok der mächtige zehnköpfige Thotsakan, dessen Herrschaft über alles Böse und Magische in den drei Welten nicht seinesgleichen haben sollte, auf der Dämoneninsel, in der Stadt Longka, wiedergeboren. Er verfügte über eine mächtige Dämonenarmee, die ihm treu ergeben war. Sein Einfluss reichte weit über Longka hinaus, wo seine Verwandten weitere Dämonenreiche errichtet hatten. Nachdem sein Vater Latsatian gestorben war, bestieg Thotsakan den Thron von Longka und wurde Herrscher über das Geschlecht der Dämonen.

 

Auf dem Festland, jenseits des Ozeans und viele Reisewochen entfernt, jenseits des riesigen Waldes, war zur gleichen Zeit Phra Narai als Phra Ram, Sohn des Königs Thotsarot von Ayuthaya, geboren worden. Die Merkmale seiner göttlichen Stärke waren der magische Diamantendiskus (Phra Phrot) und die magische Keule (Phra Satrut). Zum Schutz wurden ihm diese beiden "Halbbrüder" mitgegeben, die ebenfalls am Hof von Ayuthaya als Menschen wiedergeboren wurden. Der magische Schlangenthron, der Schlangenherrscher Ananta Nakharat, folgte ihm als Sitz und Herrschersessel in Form des Halbbruders Phra Lak an den Hof des Königs Thotsarot, wo er als Mensch wiedergeboren wurde.

 

So wuchsen die vier Prinzen, Phra Ram, Phra Phrot, Phra Satrut und Phra Lak, zur Freude der Götter, alle zu starken jungen Männern, jeder mit magischen Talenten ausgestattet, heran. Von weisen Einsiedlern im Wald lernten sie die Kunst des Krieges, der göttlichen Magie sowie die Lehren der wedischen Bücher und die Beschwörungsformeln aller Kräfte der "Drei Welten". Diese "Drei Welten" waren die Unterwelt, die Oberwelt und die Himmelsebenen. In den Himmelswelten herrschten die Götter. Mitten im Wald gab es auf einem großen Hügel die imposante Hauptstadt des Affenreiches, Khit Khin. Phra Isuan hatte sie einst erbauen lassen, da er früh voraussah, dass sein Schützling Phra Narai, der jetzt unter den Menschen als Phra Ram lebte, eine große Armee zum Kampf gegen die Dämonen benötigen würde. Auf seinen Befehl hatten deshalb Phra Int und der Sonnengott Phra Athit mit der Frau eines Einsiedlers zwei starke Knaben gezeugt. Diese hießen Phali und Sukhrip. Sie sollten bald Freunde von Phra Ram werden, um ihn im bevorstehenden Krieg gegen die Dämonen beizustehen. Doch der Einsiedler war über die plötzliche Schwangerschaft seiner Frau so empört und von der Untreue seiner Frau so überzeugt, dass er beide Knaben in Affen verwandelte. Diese beiden Affen wurden schließlich König und Vizekönig des Affenreiches von Khit Khin.

 

Mit der Tochter des Einsiedlers zeugte dann Phra Phai, der Windgott, den Affen Hanuman. Hanuman wurde mit der göttlichen Hilfe gezeugt: sein Fell war wie aus Diamanten, sein Gebiß wie aus Edelsteinen und sein Atem konnte ganze Sterne erschaffen oder zerstören. Auch konnte er sich verwandeln, und über vier Gesichter und acht Arme verfügen. Seine magischen Kräfte und seine große Verschlagenheit waren die eines Gottes. Er sollte später Phra Rams mächtigster Soldat und treuester Verbündeter werden. Auch Phra Laksami, die Göttin des Glücks und die Himmelsgattin Phra Narais, sollte diesem als Gefährtin im bevorstehenden Dämonenkrieg beistehen. So wurde auch sie auf der Erde als Tochter des Königs Thotsakan von Longka und seiner Gemahlin Nang Montho geboren. Sie erhielt den wunderschönen Namen Nang Sida. Doch Phipek, der weise Seher, Bruder Thotsakans, sah das Unheil voraus, welches die kleine Nang Sida der Dämonensippe bringen würde und durchschaute das Spiel von Phra Isuan.

 

Man sperrte deshalb Nang Sida als kleines Mädchen in einen gläsernen Behälter und setzte sie auf dem Wasser aus. Doch die Wogengöttin hatte Mitleid mit ihr und ihre Wellentöchter trugen sie bis zum Rande jenes Waldes, genau an die Stelle, wo der weise König Chanok von Mitila als Einsiedler in Meditation versunken lebte. Als er den gläsernen Behälter sah, befreite er voller Freude das kleine Mädchen daraus. Da er kinderlos war, hielt er das kleine Mädchen für ein Gottesgeschenk und vertraute das Kind, in einer großen Lotosblume eingeschlossen und unter dem heiligen Rang-Baum begraben, zunächst der Mutter Erde an. Nang Sida wurde in einen Tiefschlaf versetzt, um sie später wieder zu erwecken.



 © Werner Dackweiler
 

Als seine Zeit als Einsiedler vorbei war, kam Chanok zum Baum zurück, weckte sie aus ihrem Schlaf im Schoße der Erde und führte sie als Prinzessin zur Königsstadt Mitila. Dort erhielt sie, geliebt wie die leibliche Tochter, eine königliche Erziehung und wuchs zu der schönsten aller Jungfrauen heran. Als sie ins heiratsfähige Alter kam, beschloss der König sie zu vermählen. Dazu wurde ein königliches Fest veranstaltet, wobei der künftige Gatte durch das heilige Bogenspannen ermittelt werden sollte. Von alles Teilen des Landes und darüber hinaus kamen viele Jünglinge und Prinzen zur Königsstadt Mitila, um am Wettbewerb teilzunehmen. Selbst die Götter und die Himmelsbewohner kamen herab, um dem Fest beizuwohnen, indem sie sich als einfache Menschen ausgaben.

 

Der König verkündete, dass derjenige Nang Sida zur Frau bekommen sollte, dem es gelänge, den magischen Maha Moli, den gewaltigen göttlichen Bogen des Phra Isuans, aufzuheben, zu spannen und einen Pfeil damit zu verschießen. Auch Phra Ram war mit seinem Bruder, Phra Lak, nach Mitila gegangen um am Wettbewerb teilzunehmen. Nachdem alle Bewerber am Bogen gescheitert waren, und keiner mehr glaubte, das Nang Sida unter diesen Bedingungen einen Mann bekäme, trat der göttliche Phra Ram hervor. Phra Isuan beobachtete alles mit einem Lächeln. Zum Erstaunen aller Beteiligten, hob Phra Ram mühelos den schweren Bogen auf und spannte ihn, bis er zerbrach. Ein großer Beifallssturm brach unter den Anwesenden aus, hatte man doch noch einen geeigneten Ehegatten gefunden. Mit prachtvoller Ausstattung wurde nun die Hochzeit gefeiert. Glücklich und voller Stolz kehrten darauf die königlichen Brüder mit der schönen Gemahlin nach Ayuthaya zurück. Auf Erden schien eine Zeit des langen Friedens und des Glücks begonnen zu haben. Keiner dachte mehr an die vergangenen Streitigkeiten.

 

Es verging einige Zeit, und dem alternden König Thotsarot fiel das hohe Amt der Regierung zur Last. Er entschied, daß Phra Ram, der mächtigste seiner Söhne, zu seinem Nachfolger ernannt wurde, um das Königreich zu regieren. Doch da trat Kai-yakesi, die zweite Gemahlin Thotsarots hervor, die so gerne ihren eigenen Sohn Phra Phrot auf dem Thron gesehen hätte. Hinterlistig zwang sie den alternden König, der ihr seit Jahren die Erfüllung eines Wunsches schuldete, Phra Ram für vierzehn Jahre als Einsiedler in den Wald zu senden und Phra Phrot für diese Zeit zum König zu krönen. Da der König die Schuld begleichen wollte, willigte er mit schweren Herzen ein. Der Abschied zwischen dem König und seinem Sohn Phra Ram war herzzerreißend, war ihre Liebe zueinander doch ehrlich. Phra Ram verließ den Königshof, von Nang Sida und Phra Lak begleitet, um für vierzehn Jahre in die Verbannung des Waldes zu ziehen.

 

Nachdem die drei Königskinder viele Tage im Wald umhergewandert waren, grundlose Flüsse überquert hatten, an einigen Einsiedlerhütten vorbeizogen und auf ihren Weg viele Geister und böse Dämonen bekämpft hatten, machten sie Halt. Am Fluß Khothawari, wo ihnen Phra Int am Heiligen Wasser zwei Hütten errichtet hatte, ließen sie sich endlich nieder, um als Einsiedler das Ende des Exils abzuwarten. Zur selben Zeit, als Phra Ram im Wald leben musste, lebte im fernen Longka König Thotsakan mit Nang Montho und seinen vielen Freudenmädchen in ewiger Lust. Eines Tages plante er, sich mit seinen Schönsten im Wald zu vergnügen. Während seiner Abwesenheit sollte sein Schwager, der Riese Chiuha Yak, die Stadt beschützen. Sieben Tage und Nächte wachte dieser treu ergeben, aber am achten Tag war er so von der Müdigkeit übermannt, daß er sich niederlegte und dabei die ganze Stadt unter seiner Riesenzunge verbarg, die er hoch in den Himmel über Longka wölbte. So sollte während seines Schlafes niemand die Stadt finden und angreifen können.

 

Die Stadt war nun für jeden unsichtbar geworden, und selbst Thotsakan konnte sie bei seiner Rückkehr nicht wieder finden. Aufgebracht über die Tat seines Schwagers, schleuderte er seinen magischen Diskus zum Himmel hinauf. Dieser traf die Zunge des Riesen, so daß dieser in seinem eigenen Blut erstickte und gab die Stadt wieder frei gab. Samankha, die Gattin Chiuha Yaks und Schwester Thotsakans, war über den Tod ihres Gemahls so bekümmert, dass die Dämonin Longka verließ, um jenseits des Großen Ozeans einen neuen Gemahl zu finden. Lange wanderte sie im Wald umher, bis sie am Fluss Khothawari Phra Ram und Phra Lak, die göttlichen Jünglinge beim Baden im Fluss erblickte. Sie verliebte sich in die Brüder, doch diese beachteten sie gar nicht und schickten sie schließlich fort. Als sie Nang Sida sah, stürzte sie sich rasend vor Eifersucht auf Nang Sida. Phra Ram und Phra Lak konnten im letzten Moment ein Unglück verhindern und bestraften die Dämonin hart: Ihr wurden im Kampf Hände, Füße, Ohren, Nase und der Mund abgehauen. Schwer verletzt und rachedurstig kroch Samanakha bis nach Longka zurück. Dort angekommen, berichtete die Gedemütigte dem hemmungslosen Thotsakan von der göttlichen Schönheit Nang Sida, und sie stachelte ihn zur Rache an. Schnell war auch ein finsterer Plan entworfen, und zusammen mit Marit, dem Krähensohn, flog Thotsakan auf seinem Schlachtwagen zum Fluß Khothawari. Dort verwandelte sich Marit in einen Hirsch von strahlender Schönheit. Er hatte ein goldenes Fell und ein diamantenes Geweih. Kaum verwandelt, da stolzierte er vor Nang Sidas Hütte umher.



© Königliches Theater Sala Chalermkrung, Bangkok

Als Nang Sida der Krähensohn Marit erblickte, begehrte sie ihn als Spielzeug, und bat Phra Ram, ihr das Wundertier zu fangen. Widerwillig, das Böse ahnend, verfolgte Phra Ram den Hirsch, doch dieser lockte ihn immer tiefer ins Dickicht. Und als ihn dort Phra Rams Pfeile endlich erreichten, da rief der Hirsch, Phra Rams Stimme nachahmend, Phra Lak zu Hilfe. Nang Sida blieb dadurch schutzlos und allein in der Waldhütte zurück. Der finstere Plan Thotsakans ging so auf, und er konnte mit Leichtigkeit Nang Sida auf seinem fliegendem Wagen entführen. Selbst Sadayu, der grüne Himmelsvogel und Freund des Königshauses Ayuthayas, konnte die Entführung nicht verhindern und wurde bei seinem Versuch, Thotsakans Wagen zu stoppen, vom Dämon schwer verletzt. Im Sterben liegend, zeigte er Phra Ram und Phra Lak noch die Spur des Entführers. Voller Wut und Verzweiflung verfolgten die königlichen Brüder die Spur der schönen Nang Sida. Da sie keinen fliegenden Wagen hatten, mussten sie tagelang durch den endlosen Wald laufen, viele Gefahren bestehen und Ungeheuer und Dämonen bekämpfen, die ihnen Thotsakan in den Weg stellte. Nach vielen Tagen erreichten sie schließlich den Bananenwald Kathaliwan, wo Hanuman, der mächtige Affe, sie meditierend erwartete.

 


Hanuman der Affenkönig
Foto werner dackweiler

Als Hanuman in Phra Ram den göttlichen Phra Narai wiedererkannte, warf er sich ihm zu Füßen und bot ihm seine treuen Dienste an. Phra Ram erkannte die göttlichen Zeichen des Affen, sein Diamantfell und seine Edelsteinzähne, und nahm freudig die Dienste Hanumans an. Hanuman brachte die Brüder zu seinem Onkel, dem Sonnensohn Sukrip. Man beschloss eine gewaltige Affenarmee aufzustellen, um mit Phra Ram gegen Longka zu ziehen. Alle Soldaten von Khit Khin, dem Affenreich, wurden zu den Waffen gerufen, und sogar Maha Chomphu, den großen roten Affen, der das Nachbarreich regierte, konnten sie als Verbündeten gewinnen. Nach drei Tagen und Nächten waren die Vorbereitungen fertig. Die gewaltigen Streitmächte der Affen von Khit Khin und Chomphu vereinigten sich auf dem Berg Khanthamat. Der ganze Berg glich einem Berg von unzähligen Soldaten. Insgesamt marschierte die Streitmacht in 77 Kampfgruppen gegen Longka. Die Armeen wurden von Nilaphat, Sukhrip, Hanuman und Chomphuphan angeführt. Als Phra Ram die scheinbar unbesiegbare Armee sah, frohlockte er, denn endlich konnte der Marsch nach Longka beginnen. Ein Spähtrupp wurde nach Longka gesandt, um den Weg zu erkunden und um der gefangenen Nang Sida heimlich die baldige Ankunft ihres Gatten zu melden. Der Weg nach Longka war voller Hindernisse, die sich den Soldaten entgegenstellten. Doch Hanuman fand immer einen Weg, sie zu bewältigen. Er besiegte unterwegs Dämonen und erlöste sogar Himmelsjungfrauen aus ihrer Gefangenschaft. Als ein großer Fluß dem Vormarsch nach Longka Halt gebot, verwandelte er sich in eine Brücke, so daß alle den Fluß überqueren konnten.

 

Nach einem weiteren langen Marsch erreichten sie das Ufer des Großen Ozeans, wo auf dem Schneeberg Hermatiwan der Himmelsvogel Samphati, der Bruder des toten Sadayu, sie schon erwartete. Er bot seine Hilfe an, und auf seinen Flügeln wollte er Hanuman über die Wasser nach Longka tragen. Doch unterwegs erhob sich inmitten des Ozeans die Riesendämonin Phi Süa Samut, die hier den Zugang zur Dämonenstadt bewachte. Ihr Angesicht war scheußlich, sie hatte Stoßzähne die bis zu den Augen reichten. Hanuman, der Tapfere, aber flog in ihren offenen Mund, schwamm in ihren Bauch hinab und zerschnitt sie von innen mit seinem magischen Dreizack. Verblutend versank die Dämonin in den Wogen des Ozeans und der Weg war frei.

 

In einem Lustgarten des Dämonenfürsten, unweit von Longka, fand Hanuman die gefangene Nang Sida, wo sie schmerzlich um ihr Schicksal weinte. Jeden Tag bat Thotsakan die göttliche Nang Sida, seine Liebe zu erhören; doch sie blieb ihrem Gemahl treu. Hanuman schwang sich aus den Lüften herab und überbrachte ihr die frohe Nachricht, daß Phra Ram sie bald befreien werde. Um den Dämonen seine Macht zu zeigen, verwüstete Hanuman auf dem Rückweg einen anderen Lustgarten vor der Stadt und tötete auch ihre Wächter. Zornig stürzten sich da aber Thotsakans siebengesichtige Söhne, Phan Sahatsa Kuman, auf den dreisten Affeneindringling, doch auch sie zerschmetterte der Windsohn Hanuman mit seiner göttlichen Kraft. Der Verlust seiner vielen Söhne schmerzte in Thotsakans Herz. Außer sich vor Wut rief er mit mächtiger Stimme seinen allgewaltigen Sohn Inthorachit, den Bezwinger Phra Ints, um den Angreifer zu töten.

 
Foto werner dackweiler

Hanuman, verschlagen wie ein Gott, ließ sich von Inthorachit scheinbar fangen, denn er plante, Longka als Ort des Bösen zu vernichten. Sofort wurde er in Ketten vor Thotsakan geführt und von diesem zum Tode verurteilt. Hanuman, der Unsterbliche, tat so, als wenn er sich seinem Schicksal fügte und verriet dem Dämonenkönig das Geheimnis seiner Unverwundbarkeit. Nur das Feuer könnte ihn töten, denn unwirksam würden alle anderen Waffen von seinem Diamantenfell abgleiten, erklärte er dem Dämonenfürst. Dieser lachte über den dummen Affen, der sich selbst dem Tod preisgab. Hanuman wurde in Palmöl getränkt und Thotsakan selber entzündete Hanumans Fell. Sofort schlugen die Flammen hoch auf. Doch plötzlich befreite sich der unbesiegbare Affe von seinen Ketten, und als lebende Fackel durcheilte er in großer Geschwindigkeit Häuser und Paläste und setzte dadurch ganz Longka in Brand. Nang Sida war ja außerhalb der Stadt. Um die Flammen auf seinem Diamantenfell zu löschen, tauchte er in die Fluten des Ozeans und flog dann mit Samphati wieder auf und davon. Das Feuer aber zerstörte die ganze Dämonenstadt.

Thotsakan blieb nicht untätig und ließ eine neue, noch schönere Stadt erbauen. Dann forderte er Phipek, seinen weisen Bruder und Seher auf, die Zukunft der neuen Stadt zu deuten. Phipek sah ein großes Unheil voraus, das die Entführung Nang Sidas der ganzen Dämonensippe bringen würde. Er flehte seinen Bruder Thotsakan an, Nang Sida freizulassen, um größeres Unheil abzuweisen. Doch erbittert weigerte sich der Dämonenkönig, die Voraussage zu akzeptieren und verbannte seinen weisen Bruder aus der Stadt. Der enttäuschte Phipek begab sich direkt zu Phra Rams Lager und bot ihm seine wertvollen Dienste an. Nun griff der Dämonenkönig zur List, um Phra Ram und seine Armeen zum Rückzug zu bewegen. Er befahl der Dämonin Benyakai, der schönen Tochter Phipeks, sich in Nang Sida zu verwandeln und sich vom Fluß als scheinbar Tote neben Phra Rams Lager ans Ufer treiben zu lassen. Als Phra Ram und Phra Lak die Leiche Nang Sidas sahen, stimmten sie ein lautes Klagelied an, denn sie glaubten, Nang Sida tot vor sich zu sehen. Der Plan schien zu klappen.

 

Bis zum Palast Thotsakans reichte das Klagelied, und dieser jubelte über seine gelungene Durchtriebenheit. Doch Hanuman durchschaute die List der Dämonen und warf die scheinbare Leiche ins glühende Feuer. Mit lautem Geschrei verwandelte sich die Dämonin zurück und floh eiligst nach Longka zurück, um Thotsakan den Fehlschlag ihrer Mission mitzuteilen. Die Zeit war nun gekommen, um Longka zu belagern. Auf Phra Rams Befehl erbauten die großen Affenfürsten und Soldaten eine Straße (eine andere Version spricht von einer Brücke) aus mächtigen Steinen durch den Ozean bis zur Dämonenstadt. Hanuman versammelte das ganze Affenheer und trug seinen Leuten auf, große Felsblöcke ins Meer zu senken. Nach wenigen Tagen schon stieg die Steinbrücke in die Höhe, als die Späher Thotsakan den Vorfall berichteten. Dieser rief sofort seine Tochter Me Macha, die Königin der Fische und Seeungeheuer, zu sich und trug ihr auf, den Straßenbau Hanumans zu zerstören. Sie sammelte alle großen Fische und Seeungeheuer, die die großen Felsblöcke wegschleppten und sie in die Tiefe des Weltozeans versenkten. Als Hanuman dies sah verliebte er sich in Me Macha. Mit gewaltigem Satz sprang er zu ihr, umarmte sie und in einer Grotte feierten sie ihre Vermählung. Nun hörte die Königin der Fische auf den Straßenbau zu stören.

 

Als es nun keine Hindernisse mehr gab, wurde die Straße bald fertig, und die Affen berichteten stolz die Fertigstellung ihrer Arbeit. Die Freude war groß, denn endlich lag der Weg nach Longka frei vor ihnen. Phra Ram wollte dennoch unnützes Blutvergießen vermeiden, und so sandte er Ongkhot, den gewaltigen Affenfürsten, Sohn Phalis und Nang Monthos, zu Thotsakan nach Longka, um ihn dazu zu bewegen, Nang Sida ohne Kampf freizugeben. Ongkhot fand die Pforten der Stadt verschlossen und ihm wurde der Eingang verwehrt. Da verwandelte er sich zu einem gewaltigen Riesen, brach das mächtige Tor auf und eilte in seiner Affengestalt direkt zum Königspalast, um Thotsakan die Botschaft Phra Ram zu übermitteln. Doch spöttisch stritt der Dämon Nang Sidas Entführung ab, und boshaft lachte er über die Menschen und Affen, diese niedrigen Rassen, die es wagten, sich mit den mächtigen Dämonen zu messen. Nun war der Kampf unabwendbar, und der große Krieg zwischen Gut und Böse begann.

 

Endlos schien der Krieg zu dauern und ungewiss war sein Ausgang. Es folgte Schlacht auf Schlacht und zahllos ist die Zahl der getöteten Soldaten beider Heere. Doch der Einsatz von magischen und göttlichen Waffen erweckte viele Soldaten wieder, die neu in den Kampf zogen. Selbst Geister, Tiere und Naturelemente griffen in den Kampf ein. Die göttlichen Waffen hatten verheerende Verwüstungen angerichtet. Aufgrund seiner Voraussagen rettete Phipek Phra Ram mehrfach vor dem Tod durch die mächtigen Waffen der Dämonen. Immer mehr Dämonenverwandte und Freunde Thotsakans zogen mit in den Kampf, um die Armeen Phra Rams zu besiegen. Die Kämpfe waren allesamt grausam, und Thotsakans Bruder Kumphakan konnte mit seinem Wunderspeer Phra Lak und Phra Ram ein endloses Gefecht liefern. Doch Hanuman war es wieder, dem es gelang Kumphakan, den Dämon mit den vier Gesichtern, zu überlisten. In einem Zweikampf konnte er den Bösen töten. Der Dämonenkönig Maiyarap, aus der Unterwelt Badan, entführte den göttlichen Phra Ram in sein Reich, um ihn zu vernichten und nur dank der magischen Kräfte konnte Hanuman seinen Herrn befreien.

 

Nach langen, ergebnislosen Kämpfen griff Inthorachit, der Herr der drei göttlichen Pfeile, Bezwinger des Gottes Phra Int und mächtigster Sohn Thotsakans, in den Krieg ein. Er rüstete seinen Schlachtwagen, mit einer Kraft von zehntausend Löwen, und mit den mächtigsten Waffen der Dämonen: dem furchtbaren, alles verschlingenden und vergifteten Schlangenpfeil Nakhabat und dem alles erschlagenden Gottespfeil Phromat. Mit diesen Waffen zog er gegen die Affenarmeen ins Feld. Wohl trafen ihn Phra Laks Pfeile in die Mitte der Brust, doch seine Zauberkraft ließ sie wirkungslos aus den Wunden fallen. Die Sonne verdunkelte er, und hinter einer Wolke versteckt, schoß er den Phromatpfeil gegen Phra Lak. Schon schien der Sieg ihm sicher, denn leblos lagen Phra Lak und seine Soldaten auf dem Schlachtfeld. Doch wieder war Hanuman der Retter der Not, denn es gelang ihm, die Zauberkräuter des Morakotberges, den heiligen Mörser und Thotsakans Zauberstößel zu stehlen, und Phipek bereitete daraus die heilende, toten-erweckende Medizin. Hanuman demütigte noch die Dämonen Thotsakan und Nang Monthos, indem er ihre Haare im Schlaf verknüpfte, als er den Stößel erbeutete.

 


Der Riese Kumpakarn legt sich quer ins Flussbett,
um mit seinem Körper das Wasser von Ramas Lagerplatz fernzuhalten
Foto werner dackweiler

Am nächsten Morgen standen die Toten wieder alle auf, und bei Morgengrauen begannen die Kämpfe von Neuem. Lange dauerte der Kampf zwischen Phra Lak und Inthrachit, doch endlich gelang es Phra Lak, den großen Dämon zu töten. Immer neue Dämonenfürsten zogen in den Krieg; Mangkonkan, der gewaltige Bullendämon, Thotsakans zehn Wagenprinzen, Mulaphalam der Stolperer, Sahatsadecha der Tausendköpfige mit seinen 2000 Armen, Saeng Athit der Sonenstrahldämon, Sathusun der Herr von Atsadong, und Wirun Djambang. Die ganze Dämonensippe folgte Thotsakans Ruf zum Krieg gegen die Armeen der Menschen und Affen. Die Erde erbebte unter dem Donner der Waffen. Doch einer nach dem anderen fielen sie, vom Diamantendiskus des großen Phra Narai und vom Dreizack des tapferen, unsterblichen Hanuman getroffen. Schon lag ein großer Teil der Dämonensippe erschlagen auf dem Schlachtfeld, und bedenklich erschien nun die Lage dem Herrscher von Longka. So beschloss er, den Gott Maliwarat, den Gerechten, der im Himmel über das Recht gebot, zum Gericht einzuladen. Er war ein Verwandter von ihm, und Thotsakan hoffte, er würde Phra Ram schuldig sprechen und bestrafen.

 

Begleitet vom prunkvollen Herr begab sich Maliwarat aufs Schlachtfeld, und alle Götter der 16 Himmelsschichten machten sich auf, um den großen Göttergericht beizuwohnen. Vor den versammelten Göttern, den Soldaten und Fürsten der beiden Heere schilderten Phra Ram und Thotsakan den Ursprung des Krieges, und auch Nang Sida und andere Zeugen wurden vernommen. Eindeutig schien da allen das Unrecht Thotsakans, und Maliwarat gebot ihm, Nang Sida freizulassen. Da brüllte Thotsakan wütend, denn nie wollte er sich dem Götterspruch fügen, und rachdurstig schwor er, die Götter dafür zu bestrafen. In einem magischen Feuer wollte er ihre eisernen Bilder verglühen lassen, um darin den mächtigen Diamantenspeer, Phra Isuans Waffe, zu härten. So würden sie alle sterben, drohte er. Im Besitz der stärksten Waffe der Drei Welten, würde er alle Gegner und Feinde in den zehn Richtungen der Windrose unterwerfen. Doch die Götter vernahmen die Absicht des Bösen, und den zum Gott gewordenen Phali sandten sie, um Thotsakans Zauberfeuer zu löschen.

 


Foto werner dackweiler

Da der Dämonenfürst sich nicht dem Urteil beugte, ging nun der Krieg weiter, und wieder starben die Affen- und Dämonensoldaten, ohne das einer siegte. Da sandte Thotsakan den Riesen Thephanasun, um die gesamte Affenarmee zu verschlucken, und Khiriwan und Khirithon, die beiden Elefantendämonen, um die Feinde zu zermalmen. Doch auch diese wurden von Phra Rams Pfeilen getroffen und starben. Nun waren alle großen Dämonenfürsten tot, und Thotsakan war auf sich allein gestellt, um gegen Phra Ram im Zweikampf zu begegnen. Thotsakan war seines Sieges sicher, denn niemand konnte ihn töten, seit der weise Einsiedler Khobut Rüsi seine Seele vom Körper getrennt hatte. Seither war sein Körper unsterblich, solange sein Herz weiter lebte, und dieses lag in einem kristallenen Behälter verborgen in der Obhut Khobut Rüsis. Den ganzen Tag schon dauerte der Zweikampf zwischen Phra Ram und Thotsakan, da schlug Phra Rams Pfeil gewaltig in Thotsakan ein und schnitt ihn entzwei. Doch im Nu setzte der Körper sich wieder zusammen. Jetzt griff Phipek der Allwissende Seher in das Geschehen ein und sandte, den schlauen Hanuman, um Thotsakans Herz aus dem kristallenen Behälter zu erbeuten. Listenreich täuschte der Affe wieder die Dämonen, und als er das Herz erbeuten konnte war Thotsakans Schicksal besiegelt. Ein letztes Mal schritt er zum Kampf, seines baldigen Todes sicher.

 

Als er seinen Pfeil auf Phra Ram abschoss, fiel er diesem als Blütenstrahl zu Füßen. Thotsakans Waffen hatten ihre Zauberkraft verloren, und Phra Ram spannte ein letztes Mal den gewaltigen Bogen. Mit aller Macht flog sein Phromat-Pfeil von der Sehne, und mit gewaltigem Krachen schlug er in Thotsakans Brust. Der Große Dämonenfürst war nun geschlagen, und Phra Ram, der Göttliche, hatte die Mächte des Bösen besiegt. Groß war der Jubel der versammelten Heere, Endlich war der lange Krieg vorbei. Phipek bestieg den Thron von Longka, und Phra Ram war endlich wieder mit Nang Sida vereint. Nang Sida mußte vorher noch die Feuerprobe der Reinheit bestehen, die bewies, daß sie all die Jahre ihrem Gatten treu geblieben war.

Nun führte Phra Ram die siegreichen Heere heimwärts nach Ayuthaya, wo seine Brüder Phra Phrot und Phra Satrut den Sieger seit langem ungeduldig erwarteten. Reich belohnte Phra Ram seine treuen Verbündeten und Heerführer. Man trauerte über die verlorenen Freunde in Khit Khin, wo Sukhrip und Chomphu mit ihren Heeren sich von Phra Ram trennten. Ganz Ayuthaya bejubelte die Heimkehr ihres Helden, und selbst Phra Int stieg mit seinem glänzendem Gefolge vom Himmel herab, um die Krönung Phra Rams als neuen König von Ayuthaya beizuwohnen. Eine Zeit des beständigen Glücks und Friedens schien auf Erden begonnen zu haben. Doch der lang ersehnte Frieden, wurde unerwartet von Phaina Suriwong, den letzten Sohn Thotsakans, nach dessen Tod erst geboren, in Frage gestellt. Er, Djakrawat, der Viergesichtige und der Großkönig des Reiches Maliwan hatte beschlossen, den Tod Thotsakans zu rächen. Ohne Mühe eroberten sie mit ihren Dämonenarmeen das wehrlose Longka und legten den König Phipek in Ketten. Ein letztes Mal flackerte so der Dämonenkrieg auf, und erneut zog Phra Lak mit den Heerhaufen der Affen in den Krieg. Fürchterlich waren die Schlachten, denn über mächtige Kräfte des Bösen gebot der viergesichtige, achtarmige König Djakrawat.

 


Foto werner dackweiler

Endlich endete aber auch dieser Krieg mit dem Sieg Phra Laks über die Dämonen, und vollkommen schien nun Phra Narais (Phra Rams) Sieg über die ganze gewaltige Dämonensippe zu sein. Viele Jahre vergingen, und die Bewohner der Menschen- und Affenstädte lebten in Frieden unter der gerechten Herrschaft Phra Rams. Zu aller Überraschung gelang es ein letztes Mal der Dämonin Adun, der Unvergleichlichen, die in der Unterwelt lebte, das Glück Phra Rams zu zerstören. Listig säte sie Zwietracht zwischen Phra Ram und Nang Sida. Durch ihre magischen Kräfte ließ sie den König glauben, dass seine Gemahlin doch einst Thotsakan geliebt hat. Wie von Sinnen verbannte Phra Ram die unschuldige, schwangere Sida.

 

Wieder vergingen viele Jahre, und in der Einsamkeit des Waldes hatte Nang Sida die Söhne Phra Mongkut und Phra Lop geboren, die zu kräftigen Jünglingen heranwuchsen. Bald gelangten Gerüchte an den Königshof, dass es im Wald zwei Jünglinge mit besonderen Talenten gäbe. Phra Ram befahl, beide jungen Männer zu fangen. Doch die unerkannten Söhne Phra Rams erwiesen sich als unbesiegbare Kämpfer, und als Phra Ram selber in den Kampf eingriff, konnte auch er sie nicht bezwingen. Im Kampf erkannte der König von Angesicht zu Angesicht voller Stolz sein und das seiner Gemahlin Antlitz in den Gesichtern der Jünglinge. Sehnsuchtsvoll bat er sie, ihn zu Nang Sida zu führen. Denn längst hatte er seinen Fehler erkannt, und bitter bereute er ihre ungerechte Verbannung. Aber die gekränkte Nang Sida verweigerte dem König seine Bitte. Phra Ram konnte sie mit einer List zum Königshof locken und versuchte sie dort mit Gewalt zum Bleiben zu zwingen. Nang Sida konnte jedoch fliehen und verschwand in den Schoß der Erde, wo ihn einst König Chanok ausgegraben hatte.

 

 

Wie bereute Phra Ram sein Vorgehen und ihm schien sein Leben ohne die göttliche Nang Sida sinnlos. Alle Dämonen hatte er unterworfen, alle Kriege gewonnen und sein Königreich und alle Menschen- und Affenstädte lebten in Frieden. Warum nur lebten er und seine Gemahlin im Unglück. Auch Phra Isuan der Gott der Götter, hatte den Verlauf der Geschichte verfolgt, und allzu schmerzlich erschien ihm das Schicksal Phra Narais, seines Lieblings. So ließ er alle Götter auf dem Himmelsberg Krailat rufen, und vor ihnen gedachte er, das unglückliche Paar zu versöhnen und auf ewig zu vereinen. Dem Wunsche der Götter beugte sich nun die gekränkte Nang Sida, und im Palast Phra Isuans wurde das Freudenfest der Heirat wieder gefeiert. Alsdann dankte das neu vereinte königliche Paar dem Herrn der Götter, und unter dem Jubel des Himmels und der Erde zogen sie auf Phra Ints Diamantenwagen gegen Ayuthaya heimwärts. Nun lebte Phra Ram endlich mit seinen Söhnen und seiner geliebten Gemahlin vereint. Die drei Welten lagen in Frieden da vor Phra Ram und Nang Sida, und ihr Glück dauerte ewig im großen Erdkreis zu Füßen des Berges Djakrawan.


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