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  SONGKRAN.EU - Die Thailandseiten
  Deutsche in Siam I
 


 


werner dackweiler

 

Thailand
Deutsche in Siam I

© werner dackweiler

-- siehe auch "Reiseberichte aus Siam",
"Deutschland und Siam" und
"Das alte Siam in Zeichnungen und Bildern" --


" Members of the royal family speak German
fluently, more fluently than English perhaps.
This may be because they always keep contact
with their royal cousins in Germany.
Their German blood is not yet quite diluted. "

Aus : "Klai Ban - Far from Home-Fern von Zuhause-Loin des siens"
König Chulalongkorns Briefe aus Deutschland, England und Frankreich
an Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Nipanspadol,
24.06.1907


_________________________________________________________________



   Johann Jakob Merklein
       ~ 6.7.1620, 3.9.1700 Windsheim


Ayutthaya

Johann Jakob Merklein trat 1644 auf dem niederländischen Schiff "Salm" als Wundarzt eine Reise nach Indien unmd Sumatra an, wo er im Dienste der Niederländischen-Ostindischen Compagnie (VOC) bis 1653 verweilte. Merklein reiste nach Batavia über die Azoren, lernte während seines Aufenthaltes die Niederlassdungen der VOC in Vorderindien, Ceylon, Persien, Goa, Malakka, Siam, Sumatra,Taiwan und Japan kennen.
Er war, soweit bekannt, der erste Deutsche, der die siamesischen Hauptstadt Ayutthaya betrat.
Seine Beobachtungen sind weder zahlreich, noch mit besonderem Scharfsinn angestellt. Seine Aufzeichnungen erschienen 1663 in Nürnberg (in neuer Ausgabe 1672) als Anhang zu Carons und Schoutens "Wahrhaftige Beschreibungen zweyer mächtigen Königreiche Japan und Siam".

Auszug aus :

 "Wahrhaftige Beschreibungen
zweyer mächtigen Königreiche Japan und Siam
"
Nürnberg 1663

-- J.J. Merklein, erster Deutscher der die Stadt Ayutthaya betrat. --

 

" Den 2. Juny sind wir glücklich vor den Fluß des Königreichs Siam gekommen, und den 3. hineingesegelt, bis an das Dorf Panthiophia, sonsten Bontempia genannt, und daselbst geankert.
Den 8. dito bin ich mit etlichen Wahren und 3o Kistlein japanischen Geldes, in einen Barken, nach der Königlichen Hauptstadt Judia, oder Odia, gesandt worden, und den 10. daselbsten angekommen.
Den 16. dito bin ich mit einer anderen Barken, mit Hirschhäuten beladen, wiederum abgefahren, und den 20. bey Bontempia ans Schiff gekommen :
So folgten auch täglich mehr Barken, mit Ladung für Schiffe, nach.
Als nun unsere Schiffe mit Hirschhäuten, Rochefellen, Borbori, Sappanholtz, Cocosöse, Calimbarcq, Gummilacra, und anderen mehr Wahren, beladen gewest, sind wir den 4. July wiederr abgesegelt.

Siam ligt auf 13 bis 16 Grad latitud. Sept. und 150. Gr. longilt. von Batavia 300. Meilen. Ist ein mächtiges und volkreiches Königreich, dessen Hauptstadt, Odia, ligt an einem schifffreichen Fluß, 28. Meilen vom Meer.

Diese Stadt ist groß, und volkreich; denn etliche schreiben, sie begreiffe bis in die 400000. Seelen in sich, welches ich ehe mehr als weniger zu seyn glaube : Denn die Stadt und Fluß wimmelt stetig von Leuten, Barken, Nachen, und Schelchen;
haben aber wenig große Schiffe.

Des Königs Palast, welcher auf der einen Seiten der Stadt ligt, ist auch mächtig groß, mit viel Thürmen (welche alle auswendig verguldt) geziert, also daß er, wie ein Goldberg, anzusehen.
Landwerts hinein, gibt es große Wälder, darinnen sehr viele Elephanten, Hirschen, und anderes Wild, sich aufhalten; denn der König stetig bey seinem Palast 3. oder 400 zahme Elephanten hält; und wann er will, kan er ihrer noch mehr bekommen. So werden auch jährlich viel tausend Stück Hirschhäute von Holländern und Chinesen aus dem Lande geführt.

Dieser König hat auch ein weissen Elephanten, vor welchem sch alle anderen Elephanten beigen, und ihre Reverenz thun, als der in hohem Werth gehalten wird.

Die Religion der Siamer betreffend, so sind sie Heiden, und die Abgöttischten, die ich auch jemals gesehen; Denn ihre Tempel, derer sie sehr viele im Land haben, sind in- und auswendig schön ausgeschnitten, und verguldt, und voll Bilder.Ich hab in einem Tempel , über 500. Bilder gesehen, die vom Fuß auf ganzt verguldt waren; Zwischen der Stadt, und dem Holländischen Haus, ist ein Tempel, welchen man etliche Meilen weit sehen kann; darinnen befindet sich ein sitzendes Bild, welches bey nahe oben anstösst, dessen kleinster Finger einer ist dicker, als ein zimlicher Mann um seinen Leib, und ist gantz und gar dick verguldt.

Sonsten sind die Inwohner von Statur und Farb, wie Peguaner, und Quinamer."

 

 


Merklein ergriff den Beruf seines Vaters. Auf der Wanderschaft gelangte er in die Niederlande, wo er 1644 in den Dienst der Niederländ.-Ostind. Kompanie trat. Er heuerte auf drei Jahre als Unterbarbier auf der „Salm“ an, die nach sieben Monaten in Batavia (Djakarta) ankam. 1648 verlängerte er seinen Vertrag, nunmehr als Oberbarbier. Merklein diente als Schiffsarzt und Chirurg und fertigte Aufzeichnungen an, die viele Angaben über den Handel enthalten, den die Holländer in Ostasien trieben. Nicht nur Spezereien und Gewürze, auch Salpeter, Zucker, Baumwolle, Opium und anderes wurden aufgenommen, kurz alles, was sich kaufen und verkaufen ließ. Die Holländer stierten dabei wiederholt auf die Konkurrenz der Engländer. Merklein schildert die rücksichtslosen Geschäftsmethoden der Gesellschaft, ohne sie ausdrücklich moralisch anzuprangern, aber gerade daher umso glaubhafter. Der Verkehr zwischen den Inseln, nach Sumatra, Amboina und zu den gegenüberliegenden Küsten besorgten alte, oft reparaturbedürftige, zudem überladene Schiffe, so daß es häufig zu Unfällen und Schiffsverlusten kam. Merklein blieb 1646-48 in Batavia, dann drängte es ihn, weitere Länder kennenzulernen. 1648 fuhr er nach Malakka, dann nach Bengalen und zur Gangesmündung, 1649 nach Ceylon und in den Persischen Golf, dann erneut nach Ceylon und Bengalen. 1650 kam er wieder zum Persischen Golf, an die Malabarküste und nach Goa, zu den Nikobaren und schließlich nach Siam. 1651 nahm er an einer Fahrt über Siam und Taiwan nach Japan (Nagasaki) teil, wo sich der Handel unter strenger Aufsicht und Bewachung abspielte. 1652 reiste er zur Koromandelküste und nach Bengalen. Da inzwischen der Dreißigjährige Krieg in Deutschland beendet war, wollte Merklein in die Heimat zurückkehren. Der Krieg zwischen England und Holland machte jedoch einen längeren Aufenthalt am Kap der guten Hoffnung und dann noch einen Umweg über Kopenhagen erforderlich, ehe er im November 1653 endlich Amsterdam erreichte. In neun Jahren hatte M. nach eigenen Angaben 17 887 holländ. Seemeilen (99 500 km) zurückgelegt und 14mal den Äquator überquert.
Bei diesen Reisen fehlte es nicht an Abenteuern durch Stürme, Unfälle, Brände, Krankheiten. Es gab auch militärische Aktionen, Angriffe gegen die Spanier in Manila, „Strafexpeditionen“ in das Hinterland der Küsten. M. interessierte sich für fremde Völker, für ihre Gebräuche und ihre Religionen, die ein wackerer Christenmensch allerdings verabscheuen mußte. Er berichtet über die Fruchtbarkeit der Länder, über Pflanzen und Tiere.
Nach der Heimkehr erwarb Merklein 1654 das Bürgerrecht der Reichsstadt Windsheim; er wurde Stadtfähnrich, in den äußeren Rat gewählt, 1698 Umgelder. M. wird als „bescheidener, sittsamer Mann“ geschildert, und der Nürnberger Professor, der seinen Reisebericht drucken ließ und in zweiter Auflage durch M.s mündliche Aussagen ergänzte, versicherte dessen Glaubwürdigkeit und Authentizität. M. war weder Forschungsreisender noch Wissenschaftler, sondern ein ehrlicher Erzähler eigener Erlebnisse und Beobachtungen. Mit seinen Schilderungen brachte er Kenntnisse über das Leben und die Gebräuche ferner Völker nach Europa, die in den häufig auf navigatorische Angaben konzentrierten Berichten anderer Reisender ebenso fehlten wie in den Berichten der Faktoreien der Handelsgesellschaften.

Wunder, Gerd, „Merklein, Johann Jakob“, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 162 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd124881335.html

 




     Dr. Engelbert Kaempfer
            1651 - 1716

 

Engelbert Kaempfer

Engelbert Kaempfer, deutscher Arzt und Forschungsreisender, trug als Mitglied einer schwedischen Gesandtschaft und als Schiffsarzt der Niederländischen-Ostindischen-Kompanie (VOC) während einer fast zehnjährigen Forschungsreise, die ihn über Russland und Persien nach Indien, Java, Japan und schließlich auch Siam führte, zahlreiche Kenntnisse aus Naturwissenschaft, insbesondere der Botanik, Landeskunde, Politik und Verwaltung in eindrucksvoller Breite und Tiefe der bereisten Länder zusammen und leistete dadurch wichtige Beiträge zur Erforschung der Länder Asiens, insbesondere zum europäischen Japanbild des 18. Jahrhunderts.



Zeichnung Kaempfers



Kaempfers Japankarte 1692

Während seines kurzen Siamaufenthaltes (6.6.-11.7.1690), der ihn im Rahmen einer Fahrt auf dem Menam auch nach "Juthia " führte, sammelte Kaempfer vielfältige Informationen in Form von Tagebuchaufzeichnungen, Notizen, Skizzen und Zeichnungen über das alte Siam. Detailliert beschreibt er die Sprache, Religion, Sitten und Gebräuche des Landes (siehe auch Unterseite "Das alte Siam in Zeichnungen und Bildern").

Kaempfer fertigte die erste detaillierte westliche Beschreibung des
Ginkgo-Baums.
Eine von Kaempfer entdeckte siamesische Ingwerart (Kaempferwurzel)
trägt seinen Namen.


Sein bedeutendstes Werk : " Amoenitates Exoticae " (Seltsames Asien) in fünf Büchern auf  ca. 900 Seiten. In diesen auch die Beschreibung
des Königreichs Siam.


Hieraus :
Beschreibung Ayuthayas

 Diese Stadt stand ehemals an dem westlichen Ufer des großen Flusses Menam, von da sie mit einer Insel in diesem Flusse an ihre jetzige Stelle versezt wurde. Diese Insel hat ohngefehr die Figur eines platten Fußes, dessen Ferse nach Westen gekehrt ist, und im Umfange zwei deutsche Meilen .Die Gegend umher ist, so weit man absehen kan, eben, und das Land niedrig und plat. Es ist mit vielen Wassergängen aus dem großen Flusse durchschnitten, und dadurch in viele Inseln und Kämpe zertheilt, so daß man hier ohne Kahn nirgends weit fortkommen kan. Sie ist mit einer Mauer von Baksteinen umgeben, welche an der Süd= und Nordseite vier und ein halb Klafter hoch, schön und oben bedekt ist, an den übrigen aber ganz niedrig und verfallen war. Diese Mauer ist durch viele kleine Pforten durchgebrochen, durch die man an den Flus gelangen kan, und inwendig mit einem hie un da anliegenden Walle oder Erdhaufen, auf welches man Geschüz pflanzen kan, versehen. Nach der Seite hin, wo der Strom hinabfliest, hat sie noch verschiedene kleine Bolwerke und ein großes, welche mit Geschüz besezt waren, um feindliche Schiffe abzuhalten. Wider das Anspülen des Wassers ist sie mit einem schmalen Erdufer umgeben, auf welchem hin und wieder kleine Wohnhütten gebauet sind. Verschiedene breite Graben sind aus dem Strome gerade durch die Stadt gezogen nach Osten, Westen, Norden und Süden, so daß man allenthalben in die Stadt hineinschiffen, und an den vornehmsten Häusern und Höfen anlegen kan, weil von diesen wieder viele kleinere Canäle in jene Graben abgeleitet sind. Die Gassen in der Stadt sind gleichfals ganz gerade angelegt; die meisten sind ziemlich breit, manche aber auch sehr enge und alle ausnehmend kothig und schmutzig. Verschiedene werden bei hohem Wasser allemal überschwemt.
Die Stadt ist nach ihrer Größe nicht volkreich, und in einigen Theilen sehr wenig bewohnt; in dem westlichen nemlich wegen der Entfernung, im südlichen wegen des morastigen Grundes, worüber man sich durch überliegende Bretter und schlurdige Brücken forthelfen mus. In diesen Theilen der Stadt findet man hinter den Gassen leere Plätze und große Gärten, in denen man aber die Natur allein Gärtner seyn läst. Allenthalben ist die Erde mit Gras, Büschen und Bäumen ins wilde bewachsen. In die beste Gasse kömt sogleich beim Eintrit in die Stadt, sie krümt sich gerade nach der Richtung der Stadtmauern westwärts. Man sieht in derselben die Häuser des ehemaligen englischen, holländischen und französischen Residentens und auch des Faulcons. Die mitlere Gasse, welche nordwärts und gerade nach dem königlichen Pallast läuft, ist am meisten bewohnt, und m it Künstlern, Handwerkern, Krämern und Boutiquen stark besezt. In diesen beiden Gassen sieht man über hundert sehr kleine Häuser der Sineser, Hindostaner und der sogenanten Mohren. Sie sind alle von Steinen, aber ganz auf einerlei Art gebauet, acht Schrit lang, vier Schrit breit; haben zwei Stokwerk, aber nicht mehr als drittehalb Klafter Höhe. Sie sind mit platten Dachsteinen gedekt, und mit unförmlich breiten Thüren versehn.
Die übrigen Gassen sind sehr wenig bewohnt, und die gemeinen Bürgerhäuser gar schlechte Hütten von Brettern und Bambusrohr (ein holer Rieb, zwei bis drei Span dik) erbauet, und mit Gabbe Gabbe, (einem wilden in Sümpfen wachsenden Palmstrauch) bedekt. Die Mandarine (Räthe und Hofleute) wohnen in Höfen und sehr schlechten Pallästen, deren Boden kothig, die Zimmer schlurdig, und die Gebäude selbst zwar von Kalch und Steinen, aber doch sehr einfältig sind. Die Boutiquen in der Stadt sind niedrig und schlecht, doch gerade und nach der Richtung der Gasse ziemlich abgemessen. Wegen der vielen Wassergraben findet man der Brücken eine große Menge. Die, welche über Hauptgraben gehen, sind von Stein erbauet, mit Brustmauern versehen und sehr schmal, (weil man hier gar keine Karren oder Wagen hat) in der Mitte hoch und achzig Schrit lang. Die Brücken über die kleinern Canäle sind von schlechter Bauart und meist hölzern. Man sehe hievon die beigefügte Figur.



Zeichnungen Kaempfers

 





            Dr. Adolf Bastian

1826 - 1905

  


Dr. Adolf Bastian

Adolf Bastian, oft als der Gründervater der Völkerkunde in Deutschland bezeichnet, studierte Rechtswissenschaften, Medizin und Naturwiseenschaften in Heidelberg, Berlin, Jena und Würzburg, bevor er 1850 seine Reisen als Schiffsarzt
nach Australien, Peru, in die Karibik, Mexiko, Afrika und Asien antrat.
Mehr als 25 Jahre seines Lebens verbrachte er auf Reisen, die ihn auch
nach Siam führten.

Er verfasste das Werk " Die Völker des östlichen Asien " , darin " Reisen in Siam im Jahre 1863 "   (siehe auch Unterseite
" Reiseberichte aus Siam I ").

 

In diesem Werk Tritt Bastian dem Leser als Universalgenie entgegen, der sich als Historiker, Religions- und Sprachforscher und natürlich Ethnologe auszeichnet (z.B. bei der Erzählung über die Gründung Ayuthayas, die auf eine Einwanderung aus Laos zurückzuführen sei. Wir erleben ein genaues Bild, wie die Hauptstadt Bangkok 1862 aussah – gemächlicher als heute natürlich – er geht auf die Beziehungen Siamesen und Chinesen im Lande ein (ein altes Problem in Südostasien), beschreibt die herrlichen Tempel und andere Sehenswürdigkeiten von Bangkok - dem Venedig des Fernen Ostens - und wird von König Mongkut zu einer Audienz empfangen.  Bastian ist in Bangkok eine geschätzte Person am königlichen Hof.

 

Als Mediziner wie Jurist zeigt er immer wieder Interesse für die einheimische Medizin und Jurisprudenz, worüber er auch ausführlich schreibt. Unerwartete heimatliche Reminiszenzen begegnen Bastian in Bangkoks Tempel; er schreibt:”…Im Vat Suthat hing (folgendes Bild) “Grosse Parade unter Friedrich Wilhelm IV. Unter den Linden””. Es gibt  detaillierte Beschreibungen der buddhistischen religiösen Zeremonien. Ob Landwirtschaft, Währungswesen, Handel, militärische Struktur, Astronomie, Theater, Totenkult, Aberglaube oder Fauna und Flora, für alles interessierte sich Bastian und vermittelte es schon fast bildhaft dem Leser, obwohl Bastians Werke fast nie Abbildungen oder Illustrationen enthalten. Eine als Anhang in Band 3 (Siam) befindliche Landkarte des südostasiatischen Festlands mit den damals vorhandenen politischen Grenzen (Oberbirma, das östliche Kambodscha und das heutige Vietnam noch unabhängig, das Königreich Laos als Versall Siams und das westl. Kambodscha mit dem halben (westl.) Tonle Sap und den Khmer-Tempelstätten von Angkor bei Siam) konnte erst durch Bastians genaue Angaben ihre Präzision erhalten und wurde so erstmals in Deutschland publiziert.

Er verfasste mehr als 80 Bücher und über 300 Fachartikel.
Bastian wurde Gründungsdirektor des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin.

 

 


   Graf Fritz zu Eulenburg


          1815 - 1881




Korvette " Arcona "

 

Am 7. Februar 1862 unterzeichnete der siamesische König Mongkut, auch als Rama IV. (1804 – 1868) bekannt, und der preußische Gesandte Friedrich Albrecht Graf von Eulenburg (1815-1881) einen umfassenden „Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag“ („Treaty of Amity, Commerce and Navigation“, Bangkok, February 7th, 1862). Der Vertrag wird vielfach in der Literatur auch nach dem preußischen Gesandten und nachmaligen preußischen Innenminister (1862-1878) als „Eulenburg-Vertrag“ bezeichnet. Als Mitglieder des Deutschen Zollvereins gehörten die thüringischen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen Meiningen, Sachsen Altenburg, Sachsen Coburg-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen sowie Reuß (ältere und jüngere Linie) neben dem preußischen und siamesischen Königreichen zu den Signaturstaaten dieses die deutsch-thailändischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen konstituierenden Vertrages. Beide Seiten versprachen sich in diesem Vertrag dauernden Frieden und unwandelbare Freundschaft, vollständigen Schutz für Person und Eigentum sowie vollkommene Handels- und Schiffahrtsfreiheit.

 

 

Zwischen 1859 und 1862 wurde Graf zu Eulenburg als Königlich Preußischer Gesandter mit der außerordentlichgen Mission betraut, diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu China, Japan und Siam herzustellen. Hierbei handelte er auch im Namen der Deutschen Zollunion und Mecklenburg.
Die Eulenburg-Expedition brach hierzu mit drei Schiffen
(u.a. die " Arcona ") und ca. 800 Mann Besatzung auf, begleitet von einem Geschwader der neuen preußisch-deutschen Kriegsmarine.

Mit von der Partie ist Ferdinand von Richthofen als wissenschaftlicher Attaché, der spätere deutsche Gesandte in Peking Max August Scipio von Brandt, der Maler A. Berg sowie der Arzt Gustav Adolf Spieß als Begleiter auf der Schraubenkorvette 'Arcona'. Das Transportschiff 'Elbe' wird von Kapitän Reinhold von Werner  geführt. Und für das Seelenheil der Truppe ist auch gesorgt, weshalb sich J. Kreyher als Schiffsprediger an Bord befindet.

König Mongkut war beeindruckt von den angereisten Kriegsschiffen, die Siam nicht als Kolonie beanspruchen wollten.
1862 kam des zu einer Vertragsunterzeichnung zwischen Preussen, den Staaten der Zollunion und Siam.
Es war dies der erste deutsch-siamesische Vertrag.

Graf Fritz zu Eulenburg zum Vertragsabschluss 1862:

 

Freitag, den 7. Februar 1862.

 

 

„Heute hat die Unterzeichnung des Vertrages stattgefunden. Zum Orte für diesen Akt war die Wohnung des Prinzen Krom Luang ausersehen, und seit 9 Uhr morgens waren daselbst abwechselnd Pieschel und einer oder der andere der Attachés, um die, in den Augen der Siamesen sehr wichtige Frage zu diskutieren, wo die Siegel und Unterschriften hinzusetzen seien, und um demnächst der Beidruckung von 180 siamesischen Stempeln beizuwohnen. Erst um 12 Uhr, als ich gefrühstückt hatte, begab ich mich selbst zum Prinzen, wo ich alle Bevollmächtigten traf die ich einzeln und in einer Gruppe photographieren ließ. Auch hatte ich die Musik mitgenommen, um während des sehr langweiligen Unterschreibens und Siegelns uns etwas die Zeit zu vertreiben. Um 2 ¾ Uhr wurde endlich das letzte Vertragsexemplar unter dem Donner von 21 Kanonenschüssen und unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches gezeichnet. Dann ist meine ostasiatische Aufgabe beendigt, und ich preise und danke Gott, der das Werk gelingen ließ".

 

(Zitat-Quelle: „Ost-Asien 1860-1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg“, herausgegeben von Graf Philipp zu Eulenburg-Hertefeld, Berlin 1900, S. 390.)

 

In seinen Briefen in die Heimat beschreibt Eulenburg nicht nur seine diplomatische Arbeit, sondern er berichtet ebenso über Ayutthaya, eine Fahrt auf dem Menam, über Bestattungszeremonien, Elefanten und  Marmorhöhlen.

“Wir wendeten uns von Wat-Po nach dem Palaste des ersten Königs, von welchem wir aber nur die äußeren Höfe sehen konnten, welche die Elephanten enthalten; zuerst in einem zierlichen Hause ein sogenannter weißer Elephant, der weder weiß noch sonst irgend ausgezeichnet ist, und ein weißer Affe, beides Gegenstände großer Verehrung: dann die Ställe der gewöhnlichen Elephanten, dren wir etwa ein Dutzend sahen. Einige waren sehr groß und stark und hatten gewaltige Zähne. An einer Elephantenmutter sog ein kleiner siamesischer Knabe, sie hatte das Euter vorn zwischen den Vorderbeinen.”

 

Graf zu Eulenburg



Der Freundschaftsvertrag

 

 

Nachzulesen sind seine Briefe in : 
Philipp zu Eulenburg-Bertefeld (Hg.): Ost-Asien 1860-1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg, Berlin 1900




„ Im Hofraume des königlichen Schlosses angelangt, wurden wir von den siamesischen Prinzen und Ministern empfangen, außerdem begrüßte uns eine betäubende Musik, die von Gongs, Trommeln, Flöten, Klarinetten hervorgebracht wurde. Die Musik, welche mit diesen Instrumenten hervorgebracht wurde, entbehrt aller Harmonie und ist monotoner wie unsere alten Kirchentonarten, oft sogar ohrenzerreißend. Auf dem Schloßhofe standen ungefähr 40 Elefanten, welche sämtlich mit roten Decken behangen waren, wahrscheinlich um den prunkvollen Schein der Majestät zu erhöhen. Während der König mit unserem Gesandten sprach, fütterten einige von uns die Elephanten mit Zuckerwerk, ihr Geschrei ergötzte uns besonders, als unsere Musik einen Marsch spielte.“

(Auszug aus H. Rose, „Meine Erlebnisse auf der Preußischen Expedition nach Ostasien 1860, 1861 und 1962“, Kiel 1895)

Interessante Linsk
http://www.bangkok.diplo.de

http://en.wikipedia.org/wiki/Eulenburg_Expedition




   Oskar Frankfurter

           1852 - 1922

 

Oskar Frankfurter (auch Oscar Frankfurter) war ein deutscher Thaiist
und Sprachwissenschaftler.
Er studierte Sanskrit in Berlin und Göttingen, um sodann zunächst für den thailändischen Prinzen Devawongse in Bangkok als Übersetzer und Sekretär zu arbeiten. Ihm folgte er sodann ins Außenministerium, um dann wenig später ins thailändische Innenministerium zu wechseln.
Er hatte sich zuvor als Kenner des Pali und Sanskrit ausgezeichnet und für die
Universität Oxford zusammen mit Robert Childers einen Katalog von Pali-Manuskripten erstellt. Sein Handbook of Pali wird immer noch aufgelegt.
So wurde er beauftragt eine Staatsbibliothek (Nationalbiliothek Thailands) aufzubauen, deren Leiter er bis 1917 blieb.

Frankfurter war maßgebliches  Gründungsmitglied und Präsident
(1906-1917) der Siam Society, die sich die Bewahrung, Förderung und
Erforschung der thailändischen Geschichte, Kultur, Sprache und Natur zum Ziel gesetzt hat.
Während der Jahrzehnte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Thailand sorgte er mit einer Vielzahl von Abhandlungen über Sprache, Geschichte und Kultur dafür, dass Thailand mit seinen kulturellen Besonderheiten insbesondere im Ausland bekannter wurde.

Nachdem Siam 1917 im Zuge des Ersten Weltkriegs an die Seite der Alliierten getreten war, wurde er als deutscher Staatsangehöriger 1918 ausgewiesen
und nach Indien deportiert.

Eine Sammlung seiner Briefe befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek.

 




   Theodor Collmann

        1867 – 1949

Ehemaliger Generaldirektor der Königlich Siamesischen Posten und Telegraphen

   

Es ist uns Deutschen in den letzten 40 Jahren, vor allem während der beiden Weltkriege und in den Jahren nachher, sogar in amtlichen Dokumenten, nachgesagt worden, dass wir nicht die Gabe hätten, anderen Völkern kulturelle und zivilisatorische Dinge zu vermitteln. Wieweit diese negative Aussage über unser Volk auf dem Egoismus unserer lieben Nachbarn beruht, mag hier unerörtert bleiben.

 

Aber wir brauchen doch nur in die Vergangenheit zurückzuschauen, um sofort das Gegenteil der obigen Nachrede beweisen zu können. Dies ist uns am leichtesten, wenn wir die Lebensbilder derjenigen unserer Landsleute darstellen, die in unseren früheren Kolonien oder sonst im Auslande Pionierdienste ganz besonderer Art geleistet haben. Unter ihnen fällt uns Postlern als einer der bedeutendsten Theodor

Collmann auf, der langjährige Generaldirektor der Königlich Siamesischen Posten und Telegraphen.

 

Theodor Collmann wurde am 20.09.1867 als Sohn eines Kreistierarztes in Windecken geboren. Er hatte das große Glück, schon bei seiner Vorbereitung zur höheren Schule und nachher auch auf dieser selbst, der Oberealschule in Hanau, ausgezeichnete Sprachlehrer zu haben, dem es ein Vergnügen war, die in ihrem Schüler liegenden Sprachtalente zu wecken. Als er die Lehranstalt mit Mittlerer Reife verließ, meisterte er bereit die französische und englische Sprache bis zu einem bedeutenden Grade. Er trat dann im Jahre 1883 als Postgehilfe in den Dienst der Deutschen Reichspost ein. Wie alle seinesgleichen wurde er während seiner Gehilfenzeit nach kürzeren oder längeren Dienstleistungen von einem zum anderen Postamt versetzt und erlernte den Postdienst aufs gründlichste. Es war wirklich ergötzlich, wenn er von seinen Erinnerungen aus dieser Zeit etwas zum Besten gab und unter anderem von dem alten Postverwalter erzählte, der seine Berichte noch auf der Schiefertafel entwarf und der beim Eintreffen des alltäglichen Dienstbriefes von der hohen Behörde, der Kaiserlichern Oberpostdirektion in Darmstadt, sein Samtkäppchen lüftete.. Nach Ablegung der Assistentenprüfung diente er sein einjährig-freiwilliges Militärjahr ab und wurde dann nach Bingen versetzt. Hier traf er zum ersten Mal mit Staatssekretär von Stephan zusammen, der in der Nähe einen Jagdurlaub verbrachte.

Nicht lange danach wurde er nach Berlin versetzt. Hier war e rauf verschiedenen Ämtern beschäftigt und erweiterte in seiner Freizeit sein geistiges Blickfeld durch die vielen Bildungsmöglichkeiten, die die Reichshauptstadt bot. Er geriet in Berlin gerade in die Sturm- und Drangperiode der mittleren Postbeamtenschaft und wurde zum Mitgründer des Deutschen Postverbandes , der späteren Standesvertretung der gehobenen mittleren Postbeamten. Collmann kam hierdurch auch einmal kurz in das Fegefeuer der dem neuen Zusammenschluss gar nicht gewogenen Postverwaltung, die nicht begreifen konnte, dass junge Leute mit einem entsprechenden Bildungsgrad auch vorwärts kommen wollten. Aber verständnisvolle Vorgesetzte bewahrten ihn vor einer Versetzung nach Schlesien oder Posen. Dafür ging er freiwillig noch viel weiter fort von seiner alten Heimat – nach Siam.



Briefträger Bangkok, Jahr unbekannt

In Siam waren schon seit 1882 Deutsche bei der Einrichtung eines regelmäßigen Postdienstes tätig, die bereits Außerordentliches geleistet hatten. Zuerst der Sekretär Bethge des damaligen siamesischen Postministers, eines Prinzen aus dem königlichen Hause, dann die Inspektoren Pankow (nachmaliger Präsident der OPD München), Stratz (später Geheimer Oberpostrat im Reichspostamt), Annuske (später Oberpostrat), der Telegrapheninspektor Kederer (später Präsident der OPD Konstanz) und die Postassistenten Trinkaus und Eickhoff.

 

Im Jahre 1890 trat die siamesische Postverwaltung an das Reichspostamt heran mit der Bitte, ihr zwei junge Postbeamte zur Leitung der beiden Hauptpostämter Bangkok zu überlassen. Collmann meldete sich mit 151 anderen Bewerbern für diesen Dienst in dem fernen Lande.

 

Aus dieser großen Zahl wurden der Postassistent Collmann und Wietengel ausgewählt, und es wurde ein Beschäftigungsvertrag über drei Jahre mit ihnen abgeschlossen. Sie wurden dem Leiter der Personalabteilung des Reichspostamtes vorgestellt, der sich noch von ihren fremdsprachlichen Kenntnissen überzeugen wollte. Collmann erzählte immer schmunzelnd, er habe den hohen Herren in einem derart vollendeten Englisch angeredet, dass dieser die Sprachprüfung schnell wieder abgebrochen habe. Dann wurden diebeiden jungen Beamten von Staatssekretär v. Stephan verabschiedet. Dieser habe wörtlich zu ihnen gesagt :

 

„Meine lieben jungen Freunde ! Ihr seid jetzt dazu berufen, einem alten Kulturvolk einiges von dem modernen Zivilisationsschwindel zu vermitteln. Ich lege euch ganz besonders an Herz, nie zu vergessen, dass die Kultur des siamesischen Volkes viel älter ist, als die unsrige. Nach dem Respekt, den ihr dieser alten Kultur erweist, wird sich die Wertschätzung richten, die die Siamesen euch entgegenbringen. Reist mit Gott !“

Am 1. September 1890 traten die beiden Kollegen die Ausreise nach Siam an, das Collmann in 20 langen Jahren zur zweiten Heimat werden sollte.


 

(aus : „Beruf und Bildung“, Fortbildungsbeilage der „Deutschen Post“, 10.01.1952)




 Siegelmarke
des Königlich Siamesischen Postamtes

 

Erste  Briefmarke
des Königlich Siamesischen Postamtes

   

Wietengel musste schon 1891 krankheitshalber zurückkehren, ebenso Eickhoff. Stratz trat nach Ablauf seines Dienstvertrages in den Reichspostdienst zurück. Nach seinem Weggang blieben als einzige Europäer Collmann und Schröder, der als Ersatzmann für Wietengel eingestellt worden war in siamesischen Diensten zurück. Schröder musste 1896 wegen schwerer Erkrankung nach Deutschland zurückkehren.

1893 betraute das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, in dem das Postministerium aufgegangen war, Collmann mit der Vertretung des auf einer längeren Dienstreise befindlichen Generaldirektors des Post- und Telegraphenwesens, eines Siamesen. 1895 wurde Collmann zum Berater des Postdepartements ernannt und 1900 zumVize-Generaldirektor befördert. 1904 ordnete König Chulalongkorn an, dass die Geschäfte des Generaldirektors dem Vize-Generaldirektor Theodor Collmann übertragen werden sollten und dass darin kein Wechsel eintreten dürfe, solange Collmann in Siam bleib. Der König verlieh Collmann für seine außerordentlichen Verdienste die höchsten Ordensauszeichnungen, die er zu vergeben hatte. Er schätzte Collmann nicht nur wegen seiner hervorragenden Charaktereigenschaften und Leistungen, sondern auch weil er sich schon bald der siamesischen Sprache in Wort und Schrift mächtig zeigte. Seit der König einmal in einer großen Gesellschaft lobend festgestellt hatte, dass Collmann siamesisch spräche wie ein alter Siamese, ward dieser von da ab in den Europäerkreisen Bangkoks im Scherz nur noch der „ alte Siamese“  genannt. Dieser Kriegsname ist auch nach seiner  Rückkehr in die Heimat an ihm hängen geblieben. Collmann, auf dessen Betreiben schon 1898Post und Telegraphie vereinigt worden war, erblickte seine Hauptaufgabe darin, die wichtigsten und leitenden Stellen mit sachverständigen Kräften zu besetzen, die vor allem dem eingeborenem, übrigens sehr tüchtigen Personal, als Berater dienen konnten.


Mobiler Briekasten auf dem Klong, 1949

Collmann lernte während seiner Dienstzeit in Siam fast die halbe Welt kennen. Dienstliche Reisen führten ihn nach Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, England, Russland, Burma, Straits Settlements, China und die  Mandschurei. 1908 nahm er als Vertreter Siams an der Welttelegraphenkonferenz in Lissabon teil.

1910 kehrte er aus Gesundheitsgründen in seine Heimat zurück, wo er – unglaublich, aber wahr- zunächst als Postsekretär im Reichspostamt wieder eingestellt wurde.
Später kam er beim Postrechungssamt, das der Oberpostdirektion Berlin unterstand, in freundschaftliche Beziehungen zu Präsident, Wirklichen Geheimen OberpostratVorbeck, dem „Groben Gottlieb“. Anschließend  trat er wieder zum Reichspostamt zurück, wo man ihn nach  zehn Jahren endlich zum Postrat beförderte. Seine Freunde in aller Welt, u.a. der englische Generalpostmeister und der Leiter der ausländischen Kabelgesellschaften, haben sich über diese Bewertung eines weltbekannten und hochangesehenen Fachmannes nur wundern können. 1925 nahm er noch als Oberpostrat im Reichpostministerium als Mitglied der deutschen Vertretung an der Welttelegraphenkonferenz in Paris teil. Im Jahre 1927 trat er in den wohlverdienten Ruhestand und nahm seinen Wohnsitz in Marburg (Lahn).










Postbote der Königlich Siamesischen Post, Bangkok
Jahr unbekannt








Karl Bethge 

Karl Bethge (* 14. Februar1847 in Berlin; † 11. April1900 in Bangkok) war ein deutscher Ingenieur.

Nach abgeschlossener Ausbildung zum Bau- und Maschinenbauingenieur war Bethge seit 1871 bei der Österreichischen Südbahn tätig und wechselte 1873 zur Gotthardbahn-Gesellschaft über, wo er an der Planung und am Bau der Gotthardbahnstrecke beteiligt war. Nach der Tätigkeit bei der Neubauverwaltung der rheinischen Eisenbahnen (1877 bis 1879) legte er die preußische Bauführerprüfung und 1881 die Baumeisterprüfung ab. Kurze Zeit im technischen Büro des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten beschäftigt, trat er später in den Dienst der serbischen Eisenbahnverwaltung und war verantwortlich für den Bau einiger Eisenbahnbrücken. 1885 hielt er sich als Vertreter von Krupp in China und zu Studienzwecken in Japan auf.

1891 wurde er vom siamesischen König Chulalongkorn (Rama V.) als Berater nach Bangkok eingeladen, wo er im November 1891 eintraf. Aufgrund seiner konstruktiven Vorschläge zur Verbesserung der siamesischen Eisenbahn wurde er bereits im folgenden Jahr zum Generaldirektor des Ressorts Königliche Eisenbahn (Royal Railway Department) im Ministerium für Tiefbau berufen. Er blieb Generaldirektor bis zu seinem Tod im Jahr 1900. Unter seiner Leitung und nach seinen Vorstellungen wurde die „Nagara Rajasema Railway“, die Bahnstrecke von Bangkok nach Korat (heute Nakhon Ratchasima) fertiggestellt.





    Luis Weiler

Luis Weiler (* 9. September1863 in Amurrio, Spanien ; † 16. Januar1918 auf See vor Lourenco Marques, Mosambik) war Sohn des Eisenbahningenieurs Karl Weiler, der in Deutschland, Russland und Spanien Eisenbahnstrecken baute und dessen spanischer Frau Maria Asuncion, geborene de Lezama y Urquijo.

Nach seinem Abitur 1882 am Realgymnasium in Wiesbaden folgte das Ingenieur-Studium an den Technischen Hochschulen Hannover und Charlottenburg (Berlin). Anschließend wurde er Bauführer in Stettin, Wiesbaden und (1891/92) Regierungsbaumeister in Köln.

Tätigkeiten in Siam und China

Von 1893-1897 ging er als Sektionsingenieur für die Strecke Saraburi-Nakhon Ratchasima, einem Teilstück der Koratbahn, nach Siam. Bei der Koratbahn handelt es sich um eine ca. 200 km lange Eisenbahnstrecke von Bangkok nach Nakhon Ratchasima (auch: „Korat“). Anschließend – gesundheitlich angeschlagen: er litt an Schwarzwasserfieber – fuhr er zurück nach Deutschland, wo er am 18. Juni 1898 in Wiesbaden Elisabeth Jung heiratete. Noch am gleichen Tag reiste er nach China, um am Bau der Shandong-Bahn mitzuwirken. In Shandong angekommen, wurden ihm die ersten 60 Kilometer der Bahn als Sektion zugeteilt. Im Juni 1901 verließ er Shandong. Es folgte 1902 ein weiterer Aufenthalt bei der Eisenbahndirektion Köln.

1903/04 war er am Bau der Haifabahn, einer Anschlußlinie der Hedschasbahn, in Palästina beschäftigt. Die Hedschasbahn sollte Damaskus mit Mekka und Medina verbinden, ausgeführt wurde die 1.302 Kilometer lange Strecke bis Medina mit den Seitenbahnen Haifa-Akka (17 km) und Der'a-Bosra (28 km).

Am 1. Juli 1904 wurde er für 13 Jahre Generaldirektor der siamesischen Staatsbahn. Am 22. Juli 1917, nachdem Siam auf Drängen Englands Deutschland den Krieg erklärt hatte, wurde er aus dem siamesischen Staatsdienst entlassen und interniert. Erkrankt und vorzeitig aus der Gefangenschaft entlassen, verstarb er 1918 auf der Heimreise nach Deutschland an Bord des dänischen Schiffes „Magdala“ bei Lourenco Marques vor der Ostküste Afrikas.

Technikgeschichtliche Bedeutung hat die briefliche Korrespondenz mit seinem Vater. Diese wird heute im Deutschen Museum München aufbewahrt. Da auch Karl Weiler Eisenbahningenieur war, tauschten sich Vater und Sohn als technische Fachleute aus. Luis Weiler versah diese Briefe mit zahlreichen detaillierten Zeichnungen. Diese Briefe Weilers sind die einzige umfassende und über Jahre gehende Dokumentation eines im Ausland tätigen deutschen Ingenieurs.




Aus einem Brief Weilers

Ich hatte den Auftrag in Phra Keo geometrische Unterlagen zur Konstruktion einer Brücke über den Phra Keo Klong zu schaffen. Am 23. März traf ich die nötigen Vorbereitungen. Zunächst mußten noch zwei Kulis angeworben werden. Sodann ließ ich eine Anzahl Pfähle herstellen. Nivellierungsinstrument, Kompaß, Winkelprisma wurden revidiert und die Karte genau studiert. Am 24. stand ich um 5 Uhr auf und eine Stunde später marschierte ich mit dem headcooli und sieben Kulis ab. Einen Kuli ließ ich bei dem Dolmetscher zurück. Die Marschordnung war folgende: zuvörderst ritt ich auf meinem Ponny, dann folgten die sieben Leute im Gänsemarsch. Den Zug schloß der headcooli mit der Order, dafür zu sorgen, daß keiner zurückbleibt.

Die Leute waren mit folgenden Gegenständen beladen: zwei Meßlatten, sechs Fluchtstäbe, Nivellierungsinstrument und Stativ, Nivellierungsplatte, drei Dschungelmesser, eine große Axt, ein Stahlmeßband, dreißig Pfähle, Winkelspiegel, Winkelprisma mit Stativ. Mein boy trug eine Flasche Cognac, eine Flasche Whiskey, sechs Eier, ein gebratenes Huhn, eine Portion Reis, eine Flasche Essig mit Wasser, einen Sonnenschirm, eine Flasche Salmiak gegen Fliegenstiche und ein Fläschchen Öl zum Putzen des Brillengestells. Das ist unbedingt nötig, weil das Brillengestell sonst durchrostet. Ferner trug mein boy noch meine Reisemütze, die bei Nacht zu gebrauchen ist, eine Schachtel Wichse, eine Wichsbürste und endlich ein Eßbesteck. Der headcooli trug den Streckenplan und mein Armeefernglas sowie das fieldbook. Ich selbst hatte die Geldtasche mit 30 Ticals (Anm. von KS: das war die ursprüngliche siamesische Währung, Vorgänger des Baht) umgehangen sowie einen Kompaß mit Visiervorrichtung. So ausgerüstet trat meine Karawane die Reise an.

Ich war bekleidet mit einem hellbraunen Leinwandanzug, einem Tropenhelm und den Kanonenstiefeln, die ich im letzten Manöver gebraucht habe und auch während der Bauführerzeit an der Strecke WiesbadenSchwalbach, So ritt ich auf meinem Ponny, einen als Reitgerte dienenden Bambusstock inder Hand frischen Mutes aus dem Hoftor hinaus. Hinter mir trabten zumeist nur mit einem Lendentuch bekleidet die Kulis mit ihrer Ladung. Dieser Zug war die reine Karikatur auf eine ausmarschierende preußische Truppe und doch wäre die Marschleistung, die uns bevorstand, für eine preußische Truppe eine anerkennenswerte Leistung gewesen.

Gegen 11 Uhr erreichte ich Wat See Dah. Ich war etwa einen Kilometer links von der Linie abgekommen. Im Dschungel ist es aber schwer, mit dem Kompaß genauer die Richtung einzuhalten. Ich ließ die Leute abkochen und begab mich selbst auf die Suche nach der verlorengegegangenen Linie. Bald darauf war ich wieder in dem Wat, welches feierlich in einem Hain von Riesenbäumen gelegen ist und fand meine Leute dort beim Mittagsmahl dicht neben der auf einem Postament thronenden Buddhafigur.

Gegen 12 Uhr ging es wiederweiter. Ich immer voraus den Weg angebend. Der einzige Wegweiser war der Kompaß. In meinem Drang nach vorwärts hatte ich selten zurückgeschaut. Als ich nach über zwei Stunden das nächste Dorf erreichte, war kein Kuli zu sehen. Wegen der zahlreichen Bäume auf den Reisfeldern kann man selten weiter als 300 m sehen. Ich ritt kreuz und quer, rief laut und freute mich, als ich die Kerle wieder in Sicht bekam.

Die Strecke ist die wasserärmste der ganzen Linie. Zur Regenzeit wird das Wasser in Erdlöchern gesammelt. Jetzt am Ende der Trockenzeit sieht das Wasser aus wie bei uns die Pfützen. Dazu kommt, daß die Büff el auch aus diesen Wassergruben saufen und dabei den ganzen Schmutz aufrühren. Die Eingeborenen finden nichts dabei, solches Wasser zu trinken. Ich dagegen trinke dieses Wasser immer nur vermischt mit Cognac oder Whiskey. Ich war daher sehr ungehalten, als ich bemerkte, daß mein boy die Cognacf lasche aus Unachtsamkeit hatte auslaufen lassen. Um einigermaßen reines Wasser zu haben, gab ich ihm den Auftrag, das f ür mich bestimmte Wasser durch ein reines Tuch zu filtrieren. Am letzten Tag der Reise erwischte ich den Kerl dabei, wie er das Wasser durch das Bettuch, in das er sich des Nachts einhüllte, filtrieren wollte.

Die Siamesen sind zart und schwächlich gebaute Leute und ihre Marschfähigkeit ist nur gering. Dazu kommt allerdings, daß sie barfuß sind und wir Wege auf unserer Reise nicht benutzen konnten. Die Reisfelder gleichen einem gepflügten Acker. Die lehmigen Erdschollen sind jetzt in derTrockenzeit hart wie Stein. Unter solchen Verhältnissen eine Karawanezu führen, ist gewiß nicht beneidenswert.

Ferner ist der Siamese unglaublich träge. Zuweilen mußte ich wirklich den Polizeidiener spielen und die Leute mit Gewalt vorwärts treiben. Ein Teil der Leute blies, wie man in Deutschland zu sagen pflegt, aus dem letzten Loch. Ich beschloß daher, da sich auch die Sonne schon dem Untergange zuneigte, für die Nacht zu rasten. So dirigierte ich denn meine Karawane nach dem nördlich der Bahnlinie gelegenen Wat Nong Quai. Die mitgenommenen Lebensmittel waren ungenießbar geworden. Ich war daher auf Bananen und Eier angewiesen, welche auch in den folgenden Tagen meine ausschließliche Nahrung bildeten. Ein kleines Päckchen Kaffeextrakt hat mir gute Dienste geleistet. Als Lagerstätte für die Nacht diente mir die Pritsche im Salar. Als Kopfunterlage benutzte ich den Sattel meines Pferdes.

Den nächsten Morgen um 10 Uhr erreichte ich das erstrebte Ziel, den Klong Phra Keo in km 83. Ich machte mich gleich an die geodätischen Arbeiten und hatte die Freude, am nächsten Morgen fertig zu sein.




Hauptbahnhof Bangkok






    Jacob Feit

 

Als Jacob Feit vor über 100 Jahren in Trier seinen Freunden Lebewohl sagte, um mit Eltern und Geschwistern nach Amerika Auszuwandern, konnte niemand ahnen, zu welchen Ehren er es in einem völlig anderen Erdteil bringen würde. In den Wirren des Zivilkrieges kämpfte er in der Nordarmee der Vereinigen Staaten, um sich im Anschluss als Weltenbummler und Abenteurer nach Asien abzusetzen.

So lernte er auch das Koenigreich Siam kennen und lieben. Zu seinen neuen Freunden in Bangkok gehörte auch der amerikanische Konsul Chandler, der als akkreditierter Diplomat am siamesischen Hof begannt war. So wusste er auch, dass schon seit langem ein Experte gesucht wurde, um der Hofkapelle europäische Blasmusik beizubringen. Chandler wusste auch, dass Jacob Feit aus Trier musikalisch begabt war und mehrere Instrumente beherrschte. Durch seine Vermittlung wurde Jacob Feit 1867 beim Hof vorgestellt und zum Instrukteur der Königlichen Musikkapelle im "Wang Na" bestellt.
Hier konnte Jacob nun seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Mit Geduld und Ausdauer brachte er den Palastmusikern bald europäische Trompetentöne und Notentechnik bei. Sein Verdienst war es auch, die bis dahin nur auf einheimischen Musikinstrumenten gespielte Königshymne für großes Blasorchester zu arrangieren.

Der westliche Einfluss auf musikalischem Gebiet setzte um dieselbe Zeit ein, als Koenig Chulalongkorn mit seinem nach dem ausgerichteten Modernisierungsprogramm begann. In späteren Jahren wurde Jacob Feit dann auch mit der Ausbildung der Armeeblasmusiker betraut. Er heiratete ein Mädchen aus dem Mon-Stamm, wie es bei den in Siam eingewanderten Europäern um diese Zeit üblich war. Drei Söhne stammten aus dieser Ehe, auch sie hatten vom Vater die Liebe zur Musik geerbt.
Nach dem Tod Jacob Feits im Jahr 1909 nahmen seine Frau Tongyoo und die Söhne den Siamesischen Familiennamen Waityakarn an, aus "Feit" wurde "Wait". Die beiden älteren Söhne Leo und Paul betrieben die Musik nur als Steckenpferd - Sohn Peter, der sich nun Piti Waityakarn nannte, erwählte die Musik später zur Lebensaufgabe. 


(Quellen : 
Gustaf Dietrich und 120 Jahre Deutsch-Thailändische Freundschaft)



 
 Peter Feit
  (auch Feith oder Veit)
1883 - 1968



        
 Peter Feit (* 13. Juli 1883 in Phra Nakhon; † 25. Dezember 1968 in Bangkok) war ein deutsch-stämmiger Komponist und Schöpfer der Musik zur thailändischen Nationalhymne Phleng Chat, die seit dem 10. Dezember 1939 gespielt wird.

Feit war der Sohn des deutschen Emigranten Jakob Feit aus Trier und einer thailändischen Mutter. Der Vater war bereits als Musiklehrer am Hofe. Peter Feit erhielt eine Ausbildung am Assumption College in Bangkok und war seit 1917 am Fine Arts Department angestellt. Feit, der seit 1939 mit thailändischem Namen พระเจนดุริยางค (Phra Chen Duryang) hieß, wurde von König Rama V. Chulalongkorn zum Berater in Musikfragen ernannt. Er setzte als erster thailändische Musik in Noten um und bewahrte so wertvolles Liedgut vor der Vergessenheit. Zwischen 1940 und 1950 war er Professor an der Silpakorn-Universität, Bangkok.

Peter Feit starb am 25. Dezember 1968 in Bangkok.


 Die thailändische Nationalhymne




Die alte siamesische Nationalhymne
Postkarte Anfang 20. Jahrhundert



  Der deutsche Botschafter Dr. Schumacher und Prasad Vadhayakorn, ein Sohn von Peter Feit
Foto : Deutsche Botschaft Bangkok




 

   Karl Döring
          
(in thai auch Doring oder Dohring)

 

Karl Siegfried Döring (* 14. August
1879 in Köln; † 1. Juni 1941 in Darmstadt) war ein deutscher Architekt, Kunsthistoriker und Archäologe, der vorwiegend in Siam, heute Thailand, lebte und wirkte.

Leben und Wirken 

Der in Köln geborene Karl Döring studierte Architektur in Berlin. Fasziniert von der reichen Kunst und den Bauwerken von Hinterindien bewarb er sich nach Abschluss seines Studiums im Jahre 1905 um eine Position im Königlich Siamesischen Staatsdienst in Bangkok. Ab Juli 1906 arbeitete er dann in Siam – zuerst als Ingenieur bei der Königlichen Staatsbahn.

Zwischen 1906 und 1912 plante und beaufsichtigte er den Bau verschiedener Eisenbahngebäude in der Hauptstadt, so den Sitz der Hauptverwaltung, Mannschaftsunterkünfte, Lagerhallen und eine Druckerei, sowie die Bahnhöfe in Bangkok Noi (Thonburi), Phitsanulok, Phichit, Phichai – eine Gemeinde (Tambon) im Amphoe Mueang Lampang –, Uttradit und Sawankhalok. Neben seiner Arbeit für die Königliche Eisenbahn entwarf er auch etliche Wohnhäuser und Gewerbegebäude, von denen konkrete Ausführungsbeispiele aber noch nicht identifiziert werden konnten.

 

1909 übernahm Döring eine Position als Architekt und Ingenieur beim siamesischen Innenministerium, wo er Dank seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten eine ausgezeichnete Karriere machte. Neben der Bekanntschaft mit hochgestellten Offizieren des Ministeriums erregte er auch die Aufmerksamkeit von Mitgliedern der Königlichen Familie, die für das Ministerium tätig waren, – darunter Prinz Damrong Rajanubhab (ein Halbbruder von König Chulalongkorn, der zu jener Zeit der erste Innenminister Thailands war) und Dilok Nabarath, Prinz von Sarn (1884–1913; ein früh verstorbener der etwa drei Dutzend Söhne von König Chulalongkorn). In den ersten beiden Jahren seiner Tätigkeit für das Innenministerium – also zwischen 1909 und 1911 - wurde er unter anderem beauftragt, vier bedeutende Privatbauten für Mitglieder des Königshauses zu entwerfen und deren Konstruktion zu überwachen: eine Villa für König Chulalongkorn in Phetchaburi, einen Palast für Prinz Damrong, einen Palast für Prinz Dilok und das Wohngebäude für Paribatra Sukhumbandhu (1881–1944; Feldmarschall und Prinz von Nakhon Sawan) in Bangkok errichtet wurde. Daneben war er verantwortlich für die Erstellung von Stadtplänen von Nakhon Pathom und Phetchaburi. (1861–1927; die sechste Gemahlin von Chulalongkorn), das im Palast ihres gemeinsamen Sohnes Prinz

 


Döring 1906 im Bangkoker Wat Pho

Im Gegensatz zu den zeitgenössischen westlichen Architekten, die damals in Thailand (Siam) arbeiteten, waren Dörings Entwürfe keine bloßen Kopien von europäischen Architekturstilen. Er versuchte vielmehr, westliche und thailändische Architektur funktionell zu verbinden und durch die Anpassung alter Formen an neue Bedürfnisse und Aufgaben zu einem eigenen, sehr persönlichen Ausdruck zu gelangen. Seine Gebäude sind äußerst individuell, denn sie wurden als "Maßarbeit" ganz nach den Bedürfnissen und Vorstellungen seiner Auftraggeber entworfen und erbaut. Die Villa zum Beispiel, die er für König Chulalongkorn in Phetchaburi baute, ist ein großartiges, imponierendes Gebäude und erinnert von ferne an die Theaterbauten eines Oskar Kaufmann, die in jenen Jahren in Deutschland sehr populär waren. Der Palast für Prinz Damrong dagegen ist von einer geradezu einfachen Eleganz; derjenige für Prinz Dilok wiederum ökonomisch und geradlinig ("maskulin"). Und die Residenz für Königin Sukhumala Marasri – ganz nach dem Charakter ihrer weiblichen Bewohnerin – anmutig und feminin.

 Der plötzliche Tod seiner Frau im Jahre 1911 setzte Karl Döring sehr zu und auch die zunehmende Rivalität unter den Ausländern war nicht nach seinem Geschmack. So legte er seine Arbeit für ein Jahr nieder und reiste nach Deutschland. Nach seiner Rückkehr nach Bangkok im Jahre 1913 wurde die Bandbreite seiner Tätigkeiten für das Innenministerium stark erweitert. Neben seinen Aufgaben als Architekt und Ingenieur wurde er ebenfalls damit beauftragt, archäologische Ausgrabungen und Begutachtungen in einigen der nördlichen Provinzen Siams zu unternehmen. Von den Auftragsbauten, die er in diesem Jahr entwarf, wurden einige allerdings nicht verwirklicht (so die Hauptverwaltung und das Krankenhaus für die Königliche Marine). Mitgenommen vom Stress der vielen Arbeit erkrankte Döring schwer; seine Ärzte rieten ihm, nach Europa zurückzukehren.

 

Nachdem seine Gesundheit in Deutschland wiederhergestellt worden war, wollte Döring nach Siam zurückkehren, aber der Erste Weltkrieg Kunsthistoriker und Archäologe, als Produktdesigner und Übersetzer englischer und amerikanischer Literatur. Wegen seiner hervorragenden Sachkenntnis über Siam wurden seine einfühlsamen Schriften zur Siamesischen Kunst, Architektur und Kultur von der westlichen Leserschaft mit großem Interesse aufgenommen. (1914–1918) machte dieses Vorhaben unmöglich. Nach Ende des Krieges entschloss er sich dann, seine Laufbahn als Architekt zu beenden; er beschäftigte sich fortan als

 

Döring starb im Alter von 61 Jahren in einem Darmstädter Krankenhaus.

 

 

Geschichtlicher und kultureller Hintergrund

 

Als König Chulalongkorn (Rama V) die Herrschaft über das damalige Siam antrat, war das Land von den großen europäischen bedroht. Der Monarch führte die von seinem Vater eingeleitete Reformpolitik nach europäischem Vorbild weiter; dies brachte nicht nur wissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Fortschritte mit sich, sondern auch europäische Denkweise und Lebensart.

 Ebenfalls zum Reformprogramm zählte die Modernisierung der Hauptstadt Bangkok. Um die westlichen Besucher und Staatsgäste zu beeindrucken, ließ der König die öffentlichen Gebäude wie auch seine Paläste in einem europäisch-historischen Prachtstil – aber mit asiatischen Einflüssen versehen – errichten. Bedeutende Beispiele dafür finden sich im Großen Palast in Bangkok, etwa das "Chakri Maha Prasat", gebaut in italienischem Renaissance-Stil, aber auf Wunsch von Chulalongkorn nachträglich mit siamesischen Staffeldächern und Mondops versehen. Die Architektur nach der Manier von Renaissance oder Barock sollte Siam die notwendige Anerkennung als zivilisiertes Land verschaffen. Aber nicht nur Chulalongkorn war vom europäischen Lebensstil fasziniert – in seinen Wohnräumen im Vimanmek Mansion im Bangkoker Bezirk Dusit kann man sich davon ein überzeugendes Bild machen –, auch seine Söhne, die ausschließlich in Europa erzogen worden waren, ließen ihre Paläste und Villen in europäischem Stil erbauen und nach der neuesten europäischen Mode einrichten. Später ahmten Adelige, hohe Würdenträger und wohlhabende Bürger, die sich am Lebensstil der Königlichen Familie orientierten, den König und die Prinzen nach.

   

 

   

               Bahnhof Thonburi (Bangkok Noi)        

 

 Bahnhof Phitsanulok, 2012
© werner dackweiler

Bedeutende Bauten

  Bahnhof Bangkok Noi (auch: Thonburi Railway Station), um 1900:
Der Bahnhof liegt direkt neben dem Sirirat-Krankenhaus in Bangkok; hier verkehrten die Züge in Richtung Westen, hauptsächlich in die Provinz Kanchanaburi, aber auch bis nach Südthailand. Das Gebäude wurde um 1900 im Stil des Backsteinexpressionismus erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von den Japanern als Nachschub-Basis benutzt und konnte deshalb seiner Zerstörung nicht entgehen. Nach dem Krieg wurde es aber im gleichen Stil wieder errichtet. (Im Jahre 2003 wurde der eigentliche Bahnhof etwa 1 km nach Westen verlegt, seitdem ist das alte Gebäude ungenutzt. Es wird erhalten und in den Erweiterungsbau des Sirirat-Krankenhauses integriert, mit dessen Errichtung im Winter 2007/08 begonnen wurde.)

Bahnhofsgebäude in Phitsanulok, zwischen 1906 und 1912:
Das auffällige Gebäude ist an mittel- und süddeutsche Fachwerkbauten angelehnt.

Villa für König Chulalongkorn in Phetchaburi, zwischen 1910 und 1916:
Die Palastvilla von Chulalongkorn (Rama V.) im Südosten des Stadtgebiets von Phetchaburi, die heute innerhalb einer militärischen Anlage liegt, trägt den Namen Phra Ram Ratchaniwet Palace (in Thai: พระราม ราชนิเวศน์ ) und wird im Volksgebrauch einfach Ban Puen Palace (วังบ้านปืน) genannt (und gelegentlich auch als Phra Ratchawang Ban Peun bezeichnet). Der Bau wurde von Chulalongkorn um 1910 in Auftrag gegeben und um 1916 fertiggestellt. Das Art Déco-Gebäude erinnert von ferne an die Theaterbauten eines Oskar Kaufmann, die in jenen Jahren in Deutschland sehr populär waren. Ein grün gekacheltes, schneckenartig gebautes Treppenhaus, von Säulen getragen und von einer teilweise verglasten Kuppel überspannt, ist der Blickfang des Gebäudes; das Esszimmer im Obergeschoss ist dagegen mit gelben Kacheln ausgekleidet. (Im Gebäude befindet sich heute eine kleine Ausstellung, in welcher auch Dörings originale Baupläne zu sehen sind.)



Villa für König Chulalongkorn in Petchaburi


  Palast für Prinz Damrong Rajanubhab, 1911:
Der Varadis Palace, ein ungewöhnliches Gebäude mit chinesisch inspirierter Innenausstattung, das unweit der belebten Lan Luang Road in Bangkok zu finden ist, war die ehemalige Residenz des Prinzen Damrong Rajanubhab, der eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des modernen Thailand spielte. Prinz Damrong (1862-1943) war ein Sohn von König Mongkut (Rama IV.) und damit ein jüngerer Halbbruder von König Chulalongkorn (Rama V.). Er war stellvertretender Kommandeur der Armee, Erziehungsminister und zu Dörings Zeit der erste Innenminister Thailands. Er schrieb zahlreiche Bücher zur Geschichte, Literatur, Folklore und Kultur Thailands und sammelte einschlägige Literatur und Kunstgegenstände. Der Varadis Palace (gesprochen wa-ra-dit) wurde 1911 erbaut und im Jahre 1996 – anlässlich des 53sten Todestags des Prinzen – renoviert und in ein Museum mit angegliederter Bibliothek (das Prince Damrong Rachanupab Museum and Library) umgewandelt. (Ein weiteres Gebäude auf dem parkähnlichen Gelände ist die Prince Damrong Library mit ihrer Sammlung von rund 7.000 Büchern in englischer und thailändischer Sprache.) In diesem Palast wurde Prinz Damrong während des Staatsstreichs vom 24. Juni 1932 in Arrest genommen, und hier verstarb er auch am 1. Dezember 1943.

Palast für Prinz Dilok, zwischen 1909 und 1911

  Residenz für Königin Sukhumala Marasri, zwischen 1909 und 1911 (vermutlich erst um 1913 fertiggestellt):
Die Somdej Residence ist ein Ergänzungs- oder Nebengebäude des Bang Khun Prom Palace, der ehemaligen Residenz des Prinzen Paribatra Sukhumbhandhu (1881–1944; dem 33. Sohn von König Chulalongkorn), die direkt am östlichen Ufer des Chao Phraya-Flusses, nördlich der Zufahrt zur modernen Rama VIII.-Brücke gelegen ist. Das Hauptgebäude der kleinen Palastanlage war zwischen 1901 und 1906 von dem italienischen Architekten Mario Tamagno erbaut worden und Karl Dörings Somdej Residence wurde um 1913 fertiggestellt. Sie war als Wohngebäude für die Mutter des Prinzen, Königin Sukhumala Marasri (1861-1927; die sechste Gemahlin von König Chulalongkorn) bestimmt. (Seit 1945 sind die Gebäude im Besitz der Bank von Thailand. Erst beherbergten sie den Firmensitz der Bank; ab 1992 wurde das Ensemble renoviert und in ein Museum zur Geschichte der thailändischen Währung, der Bank of Thailand, des Bang Khun Prom Palace sowie zu Leben und Werk des Prinzen Paribatra umgewandelt. König Bhumibol Adulyadej eröffnete das Bank of Thailand Museum am 9. Januar 1993.)

 
                                                         
  

 

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